Im Bezug auf die Nachhaltigkeit hat das Reisen per Anhalter mehrere Kontexte. Zum einen bewerten wir die Thematik hinsichtlich der drei Säulen der Nachhaltigkeit. Was sind die sozialen, ökologischen und ökonomischen Wirkungen dieser Handlung.

Zum anderen ist eine Ermittlung der CO2-Billanz in Kontext der Klimakrise sinnvoll, da es sich um eine Art der Fortbewegung handelt und der Verkehrssektor erheblichen Anteil und Einfluss auf die Erderwärmung hat. Soziale und ökologische Faktoren werden in dieser Bewertung außenvorgelassen.

Was ist Hitchhiking?

„Hitchhiking“ ist das englische Wort für Trampen. Per Anhalter zu Reisen beschreibt die in der Regel kostenlose Mitreise in einem fremden Fahrzeug. Der Reisende signalisiert seinen Mitfahrwunsch mit einem nach oben gestreckten Daumen oder durch ein beschriftetes Schild (meist aus Pappe). Am besten platziert sich der Reisende an einer Haltebucht, um den Verkehrsfluss nicht zu stören.

Hitchhiking Title

Ist das Reisen per Anhalter ökologisch?

Das Verkehrsmittel Auto im generellen hat einen großen Einfluss auf die Umwelt. Der PKW mit Verbrennungsmotor emittiert zwischen ein und drei Kilogramm CO2 bei einer zehn Kilometer langen Fahrt. Da Auto und Fahrer die Strecke aber ohnehin gefahren wären, fällt der Anteil der Mitreisenden gering aus, wenn man so will auf den Mehrverbrauch durch das zusätzliche Gewicht und einen eventuellen Umweg, den der Fahrer beim Absetzen fährt.

Um die Rechnung mit einigen Zahlen zu hinterlegen: 100kg zusätzliches Gewicht können den Verbrauch des Fahrzeugs um bis zu 0,3 l auf 100km erhöhen. Außerdem ist es realistisch mit einem Umweg von 1 km pro 100 gefahrenen Kilometern zu rechnen. Die gehen natürlich auf das Konto der Mitreisenden. Neben dem CO2 kommen anteilig Feinstaub und Stickoxide dazu. Die Grundvoraussetzung für den Straßenverkehr sind tausende Quadratkilometer mit Asphalt versiegelter Fläche.

Mehrverbrauch:

  • extra Gewicht: ~ 0,2l auf 100km (Mensch & Gepäck ~85kg)
  • Umwege: 1% der Gesamtstrecke/ Anzahl der Reisenden

Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 8l pro 100km eines PKWs, würden in unserem Fall 0,2l + 0,08l/ 2 Personen = 0,204l Mehrverbrauch auf 100km zusammenkommen. Ein Liter verbrannter Diesel emittiert ca. 2,61kg CO2 also für uns ca. 532g CO2 pro Person auf 100km. Das sind weniger als 3% der Emissionen die bei einer Fahrt alleine im Auto anstehen. Ein 10.000 km Hitchhiking-Abenteuer würde folglich nur mit 53kg CO2 ins Gewicht fallen.

Ist Trampen sozial nachhaltig?

Soziale Nachhaltigkeit wird in der Regel als Verbot verstanden, unumkehrbare Veränderungen an der Welt vorzunehmen, die von folgenden Generationen nicht gewollt werden können. Anhand dieser Definition richtet Hitchhiking definitiv keinen Schaden an. Ganz im Gegenteil gibt man den Leuten Anlass für ein positives Gesprächsthema beim Abendessen. Ich denke im Kern sind wir alle soziale Wesen und es schenkt uns etwas Zufriedenheit, wenn wir jemand anderem helfen können. Für uns sind die teils kurzen, teils längeren Begegnungen bisher stets bereichernd gewesen. Man lernt Menschen aller Altersklassen, Einkommensschichten, Berufsfeldern und aller Lager kennen. Manchmal haben Menschen andere Ansichten, aber auch solche Begegnungen lehren zuletzt einen toleranter zu sein.

Gelegentlich dürfen wir uns mit dem Vorwurf auseinandersetzen, Trampen wäre eine Art des Schnorrens. In unseren Augen ist dieser Aussage definitiv zu widersprechen, denn die Leute freuen sich helfen zu können und tuen dies aus freien Stücken.

Nachhaltig Reisen per Anhalter

Ist eine Mitfahrgelegenheit ökonomisch?

Das Reisen per Anhalter ist aus finanziellen Gesichtspunkten natürlich attraktiv. Die Mitfahrten sind für dich in der Regel kostenlos. In Städten haben wir in der Vergangenheit mehrfach die Option wahrgenommen, mit Öffentlichen Verkehrsmitteln an den Stadtrand zu fahren, um die Chancen zum weitertrampen zu erhöhen. Die Kosten dafür belaufen sich im Schnitt auf weniger als 10€ im Monat.

Aus volkswirtschaftlicher Perspektive trägt das Trampen keinen Mehrwert zur Finanzierung der Infrastruktur bei. Eine „Investition“ in ein Ticket des Öffentlichen Nahverkehrs hingegen würde der Region zu Gute kommen. Gleichzeitig gibt es Modelle zur Finanzierung eines ÖPNV die nicht auf Einnahmen durch Ticketverkäufen basieren – in Luxemburg sind alle Fahrten im ÖPNV grundsätzlich kostenlos!

Fazit – Nachhaltigkeit

Im Vergleich zu anderen Fortbewegungsarten fällt die Ökobilanz beim Reisen per Anhalter erstaunlich gut aus. Hitchhiking ist eine Form verfügbare Ressourcen zu Teilen und dadurch den Einfluss auf die Umwelt zu reduzieren. Jedes Fahrzeug weniger spart Energie und Ressourcen.

Für uns machen insbesondere die spontanen nicht vorhersehbaren Begegnungen große Freude und sind der Hauptgrund, weshalb wir uns immer wieder für diese Art des Reisens entscheiden.

Trampen ist die vermeintlich günstigste Reiseoption. Streng genommen ist Reisen per Anhalter nur möglich, weil über Jahrzehnte Gelder in den Ausbau des Straßennetzes investiert wurden und man sich auf die Hilfe von Menschen mit eigenem Fahrzeug verlässt. Somit werden hier einige reale Kosten der Fortbewegungsmethode externalisiert.

Unsere semi-wissenschaftliche Bewertung fällt wie folgt aus:

Ökologie

Soziale Gerechtigkeit

Ökonomie

Nachhaltige Reisekultur

Eine Reise muss kein sozial-ökologisches Desaster sein. Habt ihr schon unsere 7 Tipps zum nachhaltigen Reisen gelesen?

How to Hitchhike

Hier haben wir alle wichtigen Informationen Rund ums Reisen per Anhalter für euch zusammen getragen.

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