Zusamen mit Lars fahren wir nach Valencia, wo sich unsere Wege trennen.
Wir haben über Couchsurfing einen Ort der besonderen Art gefunden und wollen weiter in die 40km südlich gelegene Küstenstadt Cullera. Gründer des Projektes ‚SporesHome‘ Allen hat sein Haus zu einem spannenden Wohnprojekt umgebaut. Das Haus bietet in drei Schlafzimmern Platz für bis zu 8 Bewohnern, die grundsätzlich nicht für ihren Aufenthalt bezahlen müssen. Die BewohnerInnen bringen sich nach den eigenen Möglichkeiten in das Projekt ein, pflegen und erhalten das Haus so wie es ist. Das Motto „Fühl dich wie Zuhause“ kommt hier mit Freiheiten und Pflichten gleichermaßen zur Geltung. Aylin und ich bewohnen für die kommenden fünf Tage Zimmer 2, klein und bescheiden, aber mit einem komfortabelem Bett, einer Tür mit Schloss. Was will man mehr?
In Zimmer 1 wohnen Vova aus der Ukraine, sowie Martin und Emily aus Deutschland. Das dritte Zimmer wird von Edgar aus dem Baltikum und Judith aus Spanien bewohnt, die diese Woche Nachwuchs Sasha erwarten. Dazu gehören ihre drei Hunde.
Jeder Bewohner bringt seine individuelle spannende Geschichte mit. Einige bleiben wenige Tage hier – andere mehrere Wochen.
Küche, Bäder, Arbeitszimmer und Gemeinschaftsräume werden geteilt. Im Obergeschoss befindet sich eine Werkbank mit allerlei Material und Werkzeugen, sowie eine Waschmaschine und ein Nähtisch. Auf der Dachterrasse unter der Pergola ist Platz zum Grillen & Chillen. Noch eine Etage höher befinden sich Yogamatten und Hanteln. Wer gerne unter freiem Himmel schläft kommt hier auch auf seine Kosten. Das Projekt lebt von seinem sozialen und kreativen Spirit. Menschen kommen und gehen, aber probieren sich zu helfen und zusammen eine gute Zeit zu haben. Wir genießen den spannenden Austausch mit den anderen, sowie für einige Tage eine feste Basis zu haben. Ganz ohne Schlafplatzsuche und Zeltaufbau.
Nach Lust und Laune wird der Tag gestaltet. Der Strand ist nicht weit, hinterm Haus erhebt sich ein Berg zum spazieren. Jeder geht mal mit den Hunden raus.
In der Region werden reichlich Orangen angebaut und auf abgeernteten Plantagen lassen sich immernoch kiloweise Früchte finden. Ein unendlicher Nachschub für frisch gepressten Orangensaft für alle BewohnerInnen.
Die Zeit vergeht wie im Flug. Wir würden gerne länger bleiben, aber weitere Gäste haben sich bei Allen angemeldet, also räumen wir unser Zimmer. Doch in Absprache mit ihm planen wir wiederzukommen. Für die kommende Woche planen wir eine Wanderung in der Nähe von Alzira durch die 14km südlich gelegenen Berge.
Zurück im Spores Haus!
Das Wetter für die kommenden Tage unserer Wanderung ist ziemlich mies angekündigt. Wir fragen Shana, eine Freundin, die wir kurz vorher im Spores Haus kennengelernt haben, ob wir vielleicht bis Sonntag bei ihr und Freund Al unterkommen können. Glücklicherweise haben die beiden sofort zugestimmt und wir waren froh, während des Regens nicht weiter durch die steilen Berge kraxeln zu müssen. Unsere Freude war noch größer, als wir bei den beiden ankommen und von deren Hund Ace begrüßt werden. Obwohl wir Shana bisher nur einen Abend erlebt haben, stimmte die Chemie zwischen uns sofort und so haben wir einfach unfassbar viel Spaß und können uns über unsere bisherigen Reiseerfahrungen austauschen.
Am Sonntag können wir dann zurück ins Spores Haus umziehen, wo wir neben den bereits bekannten Gesichtern auch ein neues Gesicht vortreffen. Denn in der Woche, die wir in den Bergen verbracht haben, haben Eddi und Judit ihr Baby, den kleinen Sasha bekommen. Bereits in den Tagen vor unserer Wanderung ist uns das Paar sehr ans Herz gewachsen. Daher war die Freude besonders groß, dass bei der Geburt alles gut gegangen war und wir den kleinen Mann nun auch persönlich treffen können.
Wir genießen die gemeinsame Zeit in vollen Zügen und fühlen uns nicht nur heimisch, sondern haben auch das Gefühl, Teil einer großen Familie zu sein.
Es sind diese Momente die unsere Reise so besonders machen. Menschen zu finden, mit denen man nicht nur auf einer Wellenlänge ist, sondern schon nach kurzer Zeit eine tiefe Verbundenheit empfindet. Obwohl wir mittlerweile wieder im Spores Haus wohnen, sind Shana und Al, die nicht weit entfernt wohnen, weiterhin regelmäßig Gäste. Nach einer regen Diskussion zwischen Shana und Aylin über das Thema Klöße und aus was die eigentlich seien (für Aylin sind sie aus altem Brot, für Shana aus Kartoffeln), stand fest, dass wir nur herausfinden können, welche besser seien, wenn wir ein kleines Kochbattle durchführen. Gesagt, getan. Wir haben ein paar weiteren Freunden Bescheid gegeben und für Mittwoch Mittag war das große Duell angesetzt. Während Shana ihre Kartoffelklöße zubereitete, macht Aylin Handtuchkloß. Da sie diesen zum allerersten Mal selbst macht, durfte die Anleitung von Mama über Videocall natürlich nicht fehlen. Am Ende stand ein klarer Sieger fest… 😉
Wir nutzen die Tage in Cullera, um vor Ort ein paar kleinere Wanderungen zu machen, aber auch um uns einfach mal zurück zu lehnen und nichts zu tun. Natürlich nutzen wir die Zeit auch um an unserem Blog weiterzuarbeiten, bis plötzlich die Hintergrundbeleuchtung unseres Laptops den Geist aufgibt. Leider können wir vor Ort keinen Computerspezialisten finden, der uns den Laptop repariert. Aber wir haben zum Glück noch Garantie vom Hersteller, der uns auch direkt angeboten hat, dass wir den Laptop in die Werkstatt schicken können. Dies gestaltet sich allerdings deutlich schwieriger als gedacht. Dazu später mehr.
Da wir die Zeit hier mehr als genießen, aber in wenigen Tagen auch schon mit Michel und Clemens (zwei Freunden aus Hamburg) verabredet sind, entscheiden wir uns kurzerhand einen Bus von Valencia bis zum vereinbarten Treffpunkt in Frankreich. Montpellier zu buchen. So können wir deutlich länger in Cullera bleiben, da wir nicht trampen müssen.
In der Zwischenzeit gibt es auch den ein oder anderen Neuankömmling im Haus. Unter anderem Jens aus der Schweiz. Er ist mit seinem umgebauten Caddy unterwegs und möchte eigentlich nach Marokko reisen. Da aktuell aber noch keine Fähren von Spanien aus fahren, erkundet er erstmal Spanien und möchte sich auch Valencia angucken. Das ist unser Glück, denn er nimmt uns mit in die Stadt und wir verbringen einen tollen Sightseeing Tag dort, bevor es für uns mit dem Zug zurück nach Cullera geht. Jens ist abends noch mit anderen Couchsurfern in der Stadt verabredet und plant in seinem Auto zu nächtigen und am nächsten Tag (Sonntag) wieder zum Spores Haus zurückzukehren. So zumindestens der Plan… Er hat sein Auto allerdings auf einem Supermarktparkplatz geparkt. Der Supermarkt steht zwar leer, aber trotzdem wurde anscheinend das Tor zum Parkplatz Samstag Nacht geschlossen und den Sonntag über auch nicht geöffnet. Zum nächtigen kann er zwar über den Zaun klettern, aber ein Wegfahren am nächsten Tag ist daher nicht möglich. Jens nimmt es allerdings mit Humor und verbringt einfach einen weiteren Tag in der Stadt. Montag morgen kann er dann auch wieder mit dem Auto vom Hof fahren.
Kim kommt auf die Idee sich seinen Wuschelkopf zu rasieren. Mit fremder Hilfe fallen die Locken zu Boden und zurück bleiben ein paar Stoppeln. Manchmal muss man wohl auch verrückten Ideen folgen und etwas von seiner Bucketlist streichen. Wächst ja schnell wieder nach.
So vergehen die Tage schneller als man gucken kann und für uns heißt es Rucksäcke packen und sich auf den Weg zum Busbahnhof zu begeben.
Mit einem lachenden, aber auch einem tränenden Auge verlassen wir Cullera. Wir haben hier nicht nur ein zweites Zuhause gefunden, sondern sind auch Teil etwas Größeren, wie einer echten Familie, geworden. Und eins ist sicher: Hier waren wir nicht das letzte Mal.
Jetzt heißt es aber erst einmal weiter bzw. zurück nach Montpellier.