Wir sind also auf dem Weg nach Barcelona. Zwar hätte unser Fahrer uns gerne bei sich aufgenommen, doch die dazugehörige Wohngemeinschaft möchte keinen fremden Besuch. Schade. In solch einer großen Stadt unser Zelt irgendwo sicher aufzustellen, erscheint uns als unmöglich. Daher probieren wir wieder mal unser Glück über Couchsurfing. Wir sind dieses mal aber sehr spät dran und wenig erfolgreich. Also entscheiden wir uns, dass wir nicht bis nach Barcelona reinfahren wollen, sondern uns kurz vor Barcelona rauswerfen lassen, in der Hoffnung, dass uns doch noch jemand für den nächsten Tag in Barcelona aufnehmen möchte. Wir stehen also mal wieder vor McDonalds und nutzen die Möglichkeit der Toiletten, Wifi und Wasserzugang. Nach Einbruch der Dunkelheit suchen wir uns ganz in der Nähe einen Zeltplatz. Der nächste Morgen bricht an und wir haben leider nur Absagen auf Couchsurfing bekommen. Wir entscheiden uns noch ein paar Stunden bei McDonalds zu verbringen, um an unserem Blog zu arbeiten und in der Hoffnung doch vielleicht noch eine Zusage zu bekommen. Gegen Nachmittag wollen wir dann aber endlich weiter. Leider haben wir nicht den besten Spot zum weitertrampen und so dauert es eine gute Weile, bis wir von einer jungen Spanierin eingesammelt werden. Nach langem Suchen auf der Karte finden wir einen guten Spot, wohin sie uns mitnehmen kann und wir uns gute Chancen ausrechnen einen Zeltplatz und vor allem einen Supermarkt zu finden. Nachdem wir in El Masnou angekommen sind und einen kleinen Supermarkt aufgesucht haben, steuern wir eine Grünfläche an, die wir über Google Maps Satellite ausgemacht haben. Dort angekommen stellen wir fest, dass wir uns in einer ziemlich pompösen Villengegend am Rande des Ortes befinden. Der Park sieht an und für sich nicht schlecht aus, aber während ich eine kurze Pippipause einlege, muss ich feststellen, dass wir von zwei Männern beobachtet und verfolgt werden. Wir haben die beiden bereits beim Vorbeilaufen im Park sitzen sehen, doch jetzt stehen sie plötzlich im Dunklen unter einem Baum und scheinen mich zu beobachten. Ganz schön creepy. Ich berichte Kim davon und fühle mich plötzlich ziemlich unwohl. Wir entschließen uns einen anderen Ort für unser Zelt zu suchen und möglichst viel Abstand zwischen uns und die Männer zu bringen. Leider gibt es aber gar nicht so viele Optionen, wo wir nächtigen könnten. Kurzerhand beschließen wir zurück zum Strand zu gehen und dort die Lage zu erkunden. Wir entscheiden uns an einem schmalen Stück am Strand zu schlafen. Allerdings führt hier noch eine Promenade lang, die einige Radfahrer, Läufer und Hundebesitzer nutzen. Wir warten also bis ca. 22:30 Uhr ab, bevor wir uns unten am Strand mit Isomatte und Schlafsack hinlegen. Ein ganz schön komisches Gefühl überkommt mich. Noch nie haben wir so offen und vor allem nah an der Zivilisation geschlafen. Außerdem fühlen wir uns ohne das Zelt noch angreifbarer.
Wir haben uns zwar so am Strand positioniert, dass man uns nicht auf den ersten Blick von der Promenade aus sehen kann, aber doch kreisen die Gedanken plötzlich. Mit der Skyline von Barcelona zu unserer rechten und dem Wellenrauschen schlafen wir aber irgendwann ein. Natürlich wird man nachts häfuig wach und hört auf jedes einzelne Geräusch. Am nächsten Morgen stehen wir noch vor den ersten Sonnenstrahlen in der Dunkelheit auf und packen Isomatte und Schlafsack zusammen. Wir bleiben aber noch etwas sitzen und genießen einen Kaffee und Frühstück mit einem wunderschönen Sonnenaufgang.
Nach dem Sonnenaufgang laufen wir zu einem Spot der vielversprechend zum weitertrampen aussieht. Doch schon bei unserer Ankunft merken wir, dass hier nicht wirklich viel Verkehr herrscht. Wir entscheiden uns dafür trotzdem unser Glück zu versuchen. Es dauert nicht lang bis ein netter Spanier auf uns zukommt und uns erklärt, dass wir hier wohl keinerlei Glück haben werden und bestätigt somit unseren Eindruck. Er weist darauf hin, dass es ganz in der Nähe einen Bahnhof gibt, von wo aus der Zug nach Barcelona fährt. Außerdem erklärt er uns auch direkt, welches das sinnigste Ticket wäre und wie viel es kostet. Nach kurzer Beratschlagung entscheiden wir uns seinem Vorschlag zu folgen und mit dem Zug einmal durch Barcelona durch an den südlichen Stadtrand zu fahren. Von hier aus laufen wir noch ein Stückchen weiter, bis wir auf einem Rasthof auf der Autobahn rauskommen. Auf den Rasthof sind wir durch Hitchwiki gekommen. Hier angekommen versuchen wir erneut unser Glück, doch es soll wohl nicht sein.
Wir sind bereits am gucken, welche anderen Möglichkeiten des Transports für uns in Frage kommen, als doch noch ein junger Mann uns mitnehmen möchte. Er ist unfassbar hilfsbereit, aber leider spricht er kein Wort Englisch und die Kommunikation ist daher sehr schwierig. Da wir aber sonst nicht wirklich weiter kommen, entscheiden wir uns trotzdem mitzufahren. Die Fahrt ist jedoch recht kurz. Schon nach wenigen Kilometern verlässt er die Autobahn und wir lassen uns kurzerhand an der verlassenen Mautstation rausschmeißen. Wir haben genug für heute. Ganz in der Nähe der Mautstation, etwas den Berg hinauf, schlagen wir also unser Zelt für die Nacht auf.
Am nächsten Tag starten wir mit neuem Mut und hoffen, dass wir heute Valencia, dass ca. 300 km entfernt ist, etwas näher kommen können.
Nach einer geraumen Zeit hält auch endlich jemand an, der uns bis hinter die nächste größere Stadt, Tarragona, mitnehmen kann. Während der Fahrt erfahren wir, dass er selbst ursprünglich aus Argentinien kommt, aber seit Jahren in Spanien lebt. Darüber hinaus ist er selbst ein Reisender und so nutzen wir die Fahrt, um uns über unsere Reiseerlebnisse auszutauschen. Er sagt uns, dass er erst letzte Woche Tramper mitgenommen hat, die er an einem großen Kreisel rausgelassen hat, der gut zum weitertrampen wäre. Dankend nehmen wir den Tipp an und lassen uns ebenfalls an dem besagten Kreisel, südlich der Stadt, rausschmeißen. Nach einer kurzen Mittagspause auf dem Parkplatz von Decathlon, wollen wir weiter. Während wir uns zurück zum Kreisel bewegen, fällt uns ein Wohnmobil auf, das auf der Rückseite einen großen Sticker mit Surfschule Tarifa hat. Ich erinnere mich daran, dass Tarifa ganz im Süden Spaniens sein müsste und wir beschließen den Besitzer, der samt Hund vorm Wohnmobil steht, anzusprechen. Wir haben Glück, denn er ist wirklich auf dem Weg zurück nach Tarifa und sagt er könne uns bis nach Valencia auf jeden Fall mitnehmen. Super freudig steigen wir ins Wohnmobil und starten unsere Reise mit Hector. Er erzählt uns, dass er seit 20 Jahren eine Surfschule in Tarifa hat und gerade vom Skiurlaub in den Pyrenäen zurück kommt. Da sein Englisch super gut ist, können wir uns viel austauschen und genießen es zu wissen, dass wir mehrere hundert Kilometer mitgenommen werden. In der Zwischenzeit bleibt allerdings die Frage offen, ob und wenn ja wo wir in Valencia unterkommen. Uns drängt sich immer mehr die Frage auf, warum wir nicht die Chance nutzen sollen und den ganzen Weg bis nach Tarifa mitfahren sollen. Spontan entscheiden wir uns Hector zu fragen, ob er uns auch bis nach Tarifa mitnehmen würden. Er willigt ohne zu zögern ein, weist aber darauf hin, dass er auf irgendeinem Parkplatz übernachten würden, da der Weg doch sehr weit ist. Für uns kein Problem, denn wir können unser Zelt ja schnell irgendwo aufstellen. Wir freuen uns riesig und können uns zurücklegen und die Fahrt genießen. Abends machen wir noch einen kurzen Zwischenstopp, um zu Abend zu essen. Kim und ich haben Gnoccis eingekauft und dürfen diese im Wohnmobil zubereiten. Hector bereitet noch einen Salat zu und gemeinsam teilen wir das Essen und trinken ein Bierchen zusammen, bevor es noch ein paar Kilometer weiter geht. Als wir auf den Rastplatz fahren, auf dem wir schlafen wollen, bietet Hector uns sogar an, dass wir im Wohnmobil schlafen können. Das nehmen wir natürlich dankend an.
Nach einer erholsamen und ruhigen Nacht, geht es jetzt weiter nach Tarifa. Zwischendrin fahren wir an Malaga vorbei, wo plötzlich eine Gondel die Autobahn überquert. Nach weiteren knapp 500 km, insgesamt etwas über 1000 km, erreichen wir Tarifa. Wir sind Hector unglaublich dankbar und tauschen noch Kontaktdaten aus, bevor sich unsere Wege trennen.