Unsere Arbeit auf dem Mittelaltermarkt ist vollbracht und gemeinsam mit der Marktstandbesitzerin Karin verlassen wir Stralsund. Zu unserem Glück fährt Karin mit ihrem Bus zurück nach Schleswig-Holstein und nimmt uns mit bis nach Lübeck. Spontan können wir eine Freundin von Kim erreichen, die bereit ist uns Obhut zu gewähren. An dieser Stelle nochmal ein fettes Danke an Janne, die uns u. A. auch noch kurz vor Mitternacht eingesammelt hat. Nach 5 unruhigen Nächten auf dem Parkplatz war es purer Luxus ein eigenes Zimmer sogar mit eigenem Bad zu haben. Doch damit nicht genug. Am nächsten Morgen erwartet Janne uns auch noch mit einem umfangreichen Frühstück, währenddessen wir beschließen einen Tag in Lübeck zu verweilen. Bei einem Besuch der Stadt, besteht die Fressmaschine Kim stets darauf frisches Marzipan zu kaufen – wir haben also ein Ziel.Nach einer weiteren sehr erholsamen Nacht, geht es am nächsten Tag weiter auf dem E1. Unser nächstes Ziel der Aldi in Groß Grönau. Dort angekommen wird fürs Abendessen eingekauft. Noch während wir damit beschäftigt sind unsere Einkäufe einzupacken, wird der Erd- und Himbeer Stand neben uns geschlossen. Spontan versuchen wir unser Glück und fragen den Betreiber, ob er nicht zufällig eine Schüssel hat, die er nicht mehr verkaufen kann und entsorgen würde. Und siehe da, wir kriegen eine reich gefüllte Schale voll mit leckeren und aus unserer Sicht einwandfreien Himbeeren. Die Freude ist riesig, denn gerade für frisches Obst wie Himbeeren reicht unser Budget meistens nicht aus. Das Abendessen inkl. Nachspeise ist also gesichert. Nun heißt es einen Schlafplatz für die Nacht zu finden.
Wir probieren unser Glück bei den umstehenden Häusern und schon beim zweiten Versuch haben wir Glück. Sina öffnet uns die Tür und nach kurzem Zögern und Absprache mit ihrem Mann Benni, entscheiden sie uns in ihrem Garten aufzunehmen. Uns erwartet ein absoluter Traumgarten. Die beiden haben offensichtlich viel Arbeit und Liebe in ihren Garten investiert. Wir dürfen unser Zelt gleich neben einem selbstgebauten Pool inkl. Whirlpool aufstellen. Auch eine Fasssauna inkl. Außendusche steht bereit. Nach einer kurzen Erfrischung im Pool, dürfen wir die Außenküche benutzen und unsere Einkäufe zum Abendessen verarbeiten. Wir verbringen einen tollen Abend mit den beiden, teilen natürlich unsere Himbeeren und genießen tolle Gespräche. Zu unserem Glück haben Sina und Benni gerade Urlaub, sodass wir am nächsten Morgen in den Genuss eines ausgiebigen Frühstücks kommen. Gestärkt und mit frischen Kräutern aus ihrem Garten starten wir unsere Weg weiter nach Berkenthin.
Entlang des Weges treffen wir ein nettes Ehepaar, die uns erlauben hinter ihrem Haus das Zelt aufzustellen. Während wir am nächsten Morgen unsere Zähne putzen, spazieren die beiden gerade mit ihrem Hund an uns vorbei. Sofort fragen sie, ob wir schon gefrühstückt hätten. Als wir das verneinen, werden wir erneut zu einem üppigen Frühstück eingeladen. So starten wir mit vollen Mägen und um eine tolle Erfahrung reicher unseren Weg.
Das heutige Ziel Ratzeburg. Gerade in Städten ist es schwierig einen guten Platz für das Zelt zu finden. Zumindest haben wir das geglaubt. Über Google Maps Satellit suchen wir nach Grundstücken, die zumindest einen kleinen Garten haben. Und auch hier werden wir positiv überrascht, denn schon an der zweiten Haustür werden wir freundlich empfangen. Da der Garten jedoch bereits von einem großen Festzelt eingenommen wird, dürfen wir auf der Wiese gegenüber schlafen. Während wir das Zelt aufbauen, werden wir mit einem Körbchen voll mit Getränken und ein paar Süßigkeiten beschenkt. Genau die richtige Nervennahrung nach einem langen Wandertag.
Von Ratzeburg führt uns der E1 weiter nach Mölln. Durch den Wald erreichen wir das kleine Städtchen. Hier lebte und starb übrigens der allbekannte Till Eulenspiegel. Direkt beim ersten Versuch werden wir freundlich in einem wunderschön gelegenen Haus aufgenommen. Schnell erfahren wir, dass wir in einer super netten WG gelandet sind. Wir werden auch direkt eingeladen am Abendessen teilzunehmen. Um nicht ganz mit leeren Händen dazustehen, gehen wir schnell los und holen eine Flasche Wein. Es bleibt den Abend über definitiv nicht bei dieser einen Flasche. Dank gutem Wetter spielt sich das Leben dort hauptsächlich draußen auf der großen Terrasse statt. Den nächsten Tag wollen wir eigentlich nutzen, um uns das kleine Städtchen etwas anzugucken, werden aber vom durchgängigen Regen abgehalten. Kurzerhand fragen wir daher, ob wir vielleicht noch eine Nacht bleiben dürfen, was sofort bejaht wird. Während unseres Aufenthalts wird uns ein See mitten im Wald als Geheimtipp empfohlen. Außerdem erzählt uns Lena (eine der Bewohnerinnen), dass ihre Eltern im Nachbardorf wohnen und dort einen alten Bauernhof als Wohnhaus und zu einem Theater umgebaut haben. Unsere Neugierde ist auf jeden Fall geweckt. Ein kurzes Telefonat später steht fest, dass wir den nächsten Tag nutzen wollen, um am See entlang zu Lenas Eltern zu wandern. Doch auch der nächste Tag hält nichts als Regen für uns bereit.
Zu unserem Glück fährt Lena ihre Eltern mit dem Auto besuchen und bietet uns an uns mitzunehmen. Bei ihren Eltern angekommen, werden wir gleich mit Kaffee und Keksen begrüßt. Wir merken direkt, dass hier mal wieder herzensgute Menschen vor uns sitzen. Nachdem Lena uns wieder verlassen hat, steht die große Tour des Hauses und vor allem des Theaters an. Und was soll ich sagen. Es ist unfassbar. Die beiden haben ein komplett ausgestattetes Theater mit 73 Sitzplätzen, eigenem Regie-, Licht- und Technikraum, Garderoben, Requisitenräumen u.v.m. geschaffen. Sofort merkt man, mit wie viel Liebe und Hingabe die beiden für ihr Theater sprechen. Wir sind mal wieder völlig überwältigt. Alle im Norden, die Lust haben, mal etwas Außergewöhnliches und ganz Besonderes zu erleben, sollten sich unbedingt eine Vorstellung im Theater im Stall anschauen. Nach der großen Führung, werden wir auch hier zu einem leckeren Abendessen eingeladen. Außerdem werden wir vor die Wahl gestellt, ein Gästezimmer im Haus oder die Liegefläche vor der Saune im Garten für die Nacht zu beziehen. Wir entscheiden uns für die Sauna. Dank eines Moskitonetzes sind wir vor den Stechern geschützt und haben trotzdem einen freien Blick in den wunderschönen Sternenhimmel. Nach einem ausgiebigen gemeinsamen Frühstück, geht unser Weg auf dem E1 weiter nach Güster.
Auch in Güster werden wir an der ersten Haustür, an der wir klingeln, freundlich empfangen und dürfen unser Zelt mal wieder im Garten aufstellen. Am nächsten Morgen werden wir noch mit frischen Tomaten aus dem Garten versorgt, bevor wir unsere Reise nach Groß Strechtalken fortsetzen.
Hier landen wir nach langer Zeit mal wieder auf einem Bauernhof. Genauer gesagt einem Geflügelhof mit Hühnern, Enten und Gänsen. Am Abend dürfen wir dabei helfen die Gänse und Enten zurück in die Ställe zu treiben, um sie vor dem umtreibenden Fuchs zu schützen. Der nächste Tag startet, wie soll es anders sein, mit frischen Eiern, die wir geschenkt bekommen. Des Weiteren dürfen wir uns im Garten noch eine ordentliche Portion Bohnen pflücken. Wieder einmal sind wir also mit leckerem Essen versorgt, das frischer nicht sein könnte.
Wir haben uns in der Zwischenzeit entschieden den E1 zu verlassen und unsere eigene Route zurück nach Hamburg zu nehmen. Diese führt uns weiter nach Trittau. Auf dem Weg dorthin machen wir unsere 200 KM voll. Dort angekommen, fragen wir bei der Feuerwehr nach, ob sie nicht einen guten Platz kennen, wo wir unser Zelt für eine Nacht aufstellen können. In der Nähe des Freibads gibt es wohl kostenlose Parkplätze für Wohnwagen, wo wir sicherlich auch unser Zelt aufstellen könnten. Wir stellen allerdings schnell fest, dass dies ebenfalls der Ort ist, an dem sich Jugendliche abends treffen. Daher schauen wir uns in der Umgebung noch etwas um, und finden eine etwas abgeschiedene Stelle. So kommt es, dass wir am Rande eines Waldes, hinter Lidl unser Zelt für die Nacht aufstellen. Zum Glück scheint sich niemand daran zu stören und wir haben eine ruhige Nacht.
Am nächsten Morgen setzen wir unsere Wanderung weiter Richtung Osthamburg fort und erreichen Siek. Hier angekommen stellt sich uns die Frage, ob wir versuchen einen Schlafplatz für die Nacht zu finden, um am nächsten Tag Hamburg zu erreichen, oder ob wir uns von Kims Eltern abholen lassen sollen. Wir entscheiden uns für Letzteres. Nach einer 20-minütigen Autofahrt erreichen wir also noch am selben Abend das zu Hause von Kims Eltern, die uns netterweise für die nächste Woche bei sich aufnehmen.
Und so kommt unsere Reise auf dem E1 Fernwanderweg zunächst zu einem Ende.