Nachdem wir von Kims Vater an einer Tankstelle kurz vor Stapelfeld abgesetzt wurden, geht unsere Reise nun weiter in Richtung Skandinavien. Erstes Ziel soll Dänemark sein. Es dauert nicht lang und wir finden einen netten Fahrer, der uns bis nach Lübeck mitnimmt. Von dort aus werden wir bis nach Scharbeutz mitgenommen. Es läuft recht gut und so dauert es wieder nicht lang bis wir jemanden finden, der uns auf einen Rasthof entlang der Autobahn bringt. Es stellt sich heraus, dass die nette Dame gar nicht dorthin musste, aber um uns unsere weitere Reise zu erleichtern dort hinfährt. Wir kommen unserem ersten Zwischenziel Puttgarden also immer näher. Auf dem Rasthof dauert es wieder keine halbe Stunde bis jemand uns bereitwillig mitnimmt. Wir haben Glück, denn wir werden bis nach Puttgarden zu den Fähranlegern mitgenommen.

Jetzt stehen wir allerdings vor einer neuen Herausforderung. Wir wollen nämlich die Fähre trampen, die von Puttgarden nach Dänemark, Rødby übersetzt. Wir wissen, dass Autofahrer, die ein Ticket für die Fähre gekauft haben, bis zu 9 Personen für denselben Preis mit auf die Fähre nehmen dürfen.

So versuchen wir also wieder Autos anzuhalten. Wir wissen allerdings nicht so ganz, ob die Autofahrer ebenfalls über dies Bescheid wissen und leider können wir auch keine Pappe finden, auf die wir dies schreiben könnten. Sobald sich beim „Check in“ ein kleiner Rückstau bildet versuchen wir daher direkt mit den Leuten zu sprechen. Gar nicht so einfach, denn es gibt ziemlich viele Spuren und so bildet sich fast nie ein wirklicher Rückstau. Aber wir verzagen nicht und so schaffen wir es nach einer knappen Stunde bei Silvia und Robert im Campervan zu landen. Wir freuen uns riesig und sind stolz auf uns, dass wir es auf die Fähre geschafft haben. Nach kurzer Absprache mit den beiden vereinbaren wir uns beim Anlegen auf der anderen Seite wieder am Auto zu treffen.

Wir könnten zwar auch einfach von der Fähre zu Fuß runtergehen, denn jetzt kontrolliert ja keiner mehr, aber die beiden bieten an uns noch ein Stück mitzunehmen. So kommen wir ins Gespräch und es stellt sich raus, dass die beiden ähnlich reisen wie wir. Soll heißen: keinen wirklichen Plan zu verfolgen, sondern einfach zu gucken, wo es einen hintreibt. Und so kommt es, dass wir den beiden von den Møns Klint erzählen, die uns wiederum empfohlen wurden. Die beiden sind recht angetan von dem Ort und entscheiden ebenfalls dorthin zu fahren. Besser könnte es mal wieder nicht laufen für uns. Wir fahren also gemeinsam entspannt über Land in Richtung der Klippen, unterhalten uns und tauschen Reiseerfahrungen aus. Es ist allerdings schon relativ spät am Abend und so entscheiden wir, dass wir die Nacht etwas westlich der Klippen verbringen, um den nächsten Tag dorthin zu reisen. In Dänemark ist das Wildcampen nicht erlaubt, aber es gibt dort unzählige sogenannte Shelterplätze. Diese sind alle kostenlos und unterschiedlich eingerichtet. Manchmal gibt es nur eine Wiese mit Feuerstelle auf der man sein Zelt aufschlagen kann, manchmal gibt es Schutzhütten zum Schlafen, Trinkwasser, Toiletten, Equipment wie Töpfe, Sägen u.v.m. Um diese Orte zu finden gibt es eine App, die einem verrät, was man dort vorfinden wird und ebenfalls exakte Koordinaten, was es auf jeden Fall erleichtert diese Plätze zu finden. Wir haben uns einen Platz in der Nähe von einem See namens Stege Nor rausgesucht und werden von Silvia und Robert quasi bis vor die Haustür gefahren. Wir bedanken uns herzlich bei den beiden und verabschieden uns natürlich nicht ohne ein gemeinsames Foto. Die beiden lassen es sich nicht nehmen uns noch eine große Packung Toblerone zu schenken, bevor sie sich auf den Weg zu ihrem Stellplatz machen, der nicht weit entfernt ist.
Wir erkunden unseren ersten Shelterplatz in Dänemark und sind absolut begeistert. Der Platz scheint nicht nur recht neu zu sein, sondern auch sehr gut gepflegt. Neben zwei Sheltern gibt es sogar einen eigenen Shelter für Hunde. Darüber hinaus gibt es eine überdachte Feuerstelle mit Bänken, eine Toilette, Picknicktische mit Bänken, eine Säge um Holz fürs Feuer klein zusägen, eine Trinkwasserstation und einen kleinen angrenzenden Wald, der genügend Totholz bereithält, um ein Feuer zu machen. Die Feuerstellen sind alle mit Grillrosten versehen, die in der Höhe verstellt werden können, sowie drehbar sind, damit man sie über das Feuer drehen kann oder eben zur Seite, wenn man fertig ist mit kochen. Dies ist super für uns, denn so können wir unsere Töpfe einfach auf den Rost stellen und über dem Feuer unser Essen kochen. Das spart nicht nur Brennspiritus, sondern geht meistens etwas schneller (wenn das Feuer denn vernünftig brennt) und außerdem können wir mehrere Töpfe bzw. Pfannen zeitgleich nutzen.

Zuerst stellen wir unser Zelt auf, sammeln dann fleißig Totholz, schmeißen das Feuer an, kochen und erfreuen uns im Anschluss am Lagerfeuer. Schon jetzt genießen wir den Luxus, dass wir hier offiziell mit dem Zelt stehen dürfen, es im Hellen bereits aufbauen konnten und auch am nächsten Morgen uns gar kein Stress machen müssen, dass Zelt früh abzubauen, um Ärger zu entgehen. Schnell wird uns klar: Skandinavien wird super. Und so haben wir eine überaus ruhige und erholsame Nacht.

Am nächsten Tag machen wir uns nach einem entspannten Frühstück und dem Zusammenpacken auf den Weg nach Stege auf der anderen Seite des Sees, um unsere Lebensmittelvorräte aufzufüllen. Wir starten zu Fuß, halten aber bei jedem vorbeifahrendem Auto den Daumen raus. Spätestens jetzt merkt man, dass man in Dänemark ist, denn es kommen nicht viele Autos vorbei. Das stört uns aber gar nicht und außerdem hält bereits das dritte Auto an und nimmt uns mit zum Supermarkt. Von hier aus wollen wir nun weiter zu den Klippen. Es ist ein Fußmarsch von 18 km. Wir entscheiden uns wieder zu Fuß zu starten, durchqueren das kleine Städtchen Stege und halten den Daumen entlang der Strecke wieder raus. 

Wieder dauert es nicht lang bis ein kleines Auto anhält. Der Fahrer steigt aus und muss erstmal seine Einkäufe umräumen, die hintere Sitzbank hochklappen, um Platz für uns zu schaffen. Obwohl es wirklich ein kleines Auto ist, schaffen wir es uns und unsere Rücksäcke darin zu verstauen. Der Fahrer, Jörn, wohnt in Mandemarke, was nur noch 3 km von den Klippen entfernt ist. Auch Jörn ist in seiner Jugend getrampt und freut sich, dass es nachwievor Menschen wie uns gibt, die diese Kultur aktiv leben. Entlang des Weges passieren wir eine sehr alte Kirche und er fragt, ob wir einen Stopp machen sollen, um sie uns anzugucken. Natürlich willigen wir sofort ein und bekommen so eine private Führung mit vielen interessanten Informationen, bevor unsere Tour weiter in Richtung Klippen geht. Am Ende fährt Jörn uns so nah ran, wie man eben mit dem Auto fahren kann und gibt uns noch einige Ratschläge für die Umgebung. Während der Fahrt hat er uns erzählt, dass er Künstler ist und eine kleine Galerie im Haus hat. Wir verabschieden uns also mit den Worten ihn in seiner Galerie auf jeden Fall nochmal besuchen zu kommen und machen uns auf den Weg zu den Klippen.

Entlang der Klippen soll es drei Shelterplätze geben und vom Parkplatz aus kommen wir auch tatsächlich an dem ersten schon vorbei. Allerdings sind alle 4 Shelterhütten bereits vollgepackt mit Matratzen und Schlafsäcken, sodass wir nach einer kurzen Mittagspause beschließen uns entlang der Klippen zum zweiten Platz zu begeben. Wir sind absolut beeindruckt von den Klippen und können uns gar nicht satt sehen.

Nach knapp 4 km Fußmarsch erreichen wir gegen Nachmittag den zweiten Shelterplatz, der dieses Mal „nur“ aus einer Wiese mit Feuerstellen im Wald auf einer Kuh- und Ziegenweide besteht. Bei unserer Ankunft steht dort nur ein Tipi Zelt. Wir suchen uns einen recht ebenen Platz und bauen unser Zelt auf. Im Anschluss heißt es wieder Feuerholz sammeln. Während wir Holz sammeln, kommt ein Ehepaar auf Rädern ebenfalls auf die Wiese und startet den Zeltaufbau. Auch die Bewohner des Tipi Zelt kehren zurück. Man kommt ins Gespräch und am Ende sitzen wir alle gemeinsam am Lagerfeuer und genießen den Abend gemeinsam bevor es ins Zelt zum Schlafen geht.

Während es für das Ehepaar, als auch die drei Dänen aus dem Tipi Zelt am nächsten Tag heißt abzubauen und die Weiterreise bzw. den Heimweg anzutreten, entscheiden wir eine weitere Nacht hier zu bleiben. Wir packen also einen Rucksack mit den Wertsachen, sowie alles was man fürs Mittagessen braucht und machen uns auf den Weg noch mehr von den Klippen und der Umgebung zu erkunden. Wir folgen dem Weg entlang der Küste und erreichen das Schloss Lieselund inkl. des Schlossparks in dem sich vor allem Enten sehr wohl zu fühlen scheinen.

Wir folgen einem kleinen Weg und stehen plötzlich vor einem Privatgelände. Unschlüssig verharren wir ein paar Sekunden, als wir auf dem Privatgelände einen Pfau erblicken. Neugierig beobachten wir ihn ohne zu merken, dass dort nicht nur ein Pfau, sondern auch zwei Menschen sitzen. Diese sprechen uns an und bedeuten an, dass wir gern näherkommen dürfen. Gesagt getan. Wir kommen ins Gespräch und die beiden gebürtigen Kopenhagener erzählen uns, dass sie das alte Gehöft gekauft haben und gerade dabei sind es zu einem Bed & Breakfast umzubauen. Wir bekommen eine Führung über das Grundstück und verbringe am Ende gute 1,5 Stunden damit uns mit den beiden auszutauschen, bevor wir unsere Runde fortsetzen. Wir steigen hinab ans Wasser und genießen den Ausblick. Entlang des Wassers führen wir unsere Route fort, bis wir an der nächsten Treppe ankommen, die uns wieder hoch auf die Klippen führt und zurück zu unserem Zeltplatz. Wir bleiben diese Nacht alleine und genießen ein Flasche Rotwein, die uns von den Dänen vor ihrer Abreise noch geschenkt wurde.

Am nächsten Morgen heißt es dann auch für uns Sachen packen und weiter gehts. Wir entscheiden uns nach Mandemarke zu laufen und Jörn den versprochenen Besuch abzustatten. Als wir dort ankommen sind er und seine Freundin gerade dabei das Haus zu verlassen, bietet uns aber sofort an, dass wir gerne im Garten unser Zelt aufstellen können und sagt, dass er gegen frühen Abend wieder da ist. Da wir Lebensmittel besorgen müssen, nehmen die beiden uns noch schnell mit zum Supermarkt der etwas entfernt liegt. Nach dem Einkauf machen wir uns also gemächlich zurück zu Jörn und genießen dort die Sonne im Garten.

Nicht viel später kommt auch er zurück und wir sitzen noch etwas gemeinsam im Garten, bevor wir uns dann in seiner Galerie seine Skulpturen anschauen. Es ist spannend nicht nur die Kunst zu sehen, sondern direkt vom Künstler auch zu erfahren was er sich dabei gedacht hat. Wir haben mittlerweile entschieden, dass wir die Nacht bei Jörn verbringen werden und er bietet uns sogar ein Gästezimmer im Haus an. Wir kochen noch zusammen eine leckere Suppe bevor wir ziemlich müde ins Bett fallen. Am nächsten Tag sitzen wir noch bis mittags zusammen, bevor er uns wieder mit nach Stege nimmt. Von hier aus wollen wir nun weiter nach Kopenhagen trampen.

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