Ostsee-Stralsund-Lübeck
Norddeutschland
Kilometer: 606 km
Mitgefahren: 2 Autos + 1 Zug
Reisetage: 3 Tage
Es ist mittlerweile Ende Juli. Hinter uns liegen einige Etappen auf dem Fernwanderweg. Für uns ist es an der Zeit ein Versprechen einzulösen und einen Ortswechsel zu vollziehen. Schon vor einigen Wochen kam eine Bekannte von Aylin auf uns zu und fragte, ob wir auf ihrem Marktstand in Stralsund arbeiten mögen. Wir wollen die Gelegenheit nutzen und die Kasse etwas füllen.
Da wir uns noch in Schleswig-Holstein befinden müssen wir nun einen Weg in den Osten der Republik finden. Unser letzter Host Jan nimmt uns auf seinem Arbeitsweg mit nach Kiel, wo wir ein Mitfahrgelegenheit nach Hamburg gefunden haben. Ich beschließe mir auf der Durchreise durch meine Meldeheimat Hamburg kurzerhand die erste Covid-Impfung gebenzulassen. Am nächsten Tag soll es mit dem Zug weiter nach Stralsund gehen.
Unser Ziel liegt 270km östlich in Mecklenburg-Vorpommern. In Stralsund findet das historische Volksfest die ‚Wallensteintage‘ statt. Es wird die erfolgreiche Verteidigung der Stadt im Jahre 1628 zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges gefeiert. Wir stehen mit einem mittelalterlichen Stand auf dem Marktplatz der Altstadt.
Unsere Aufgabe besteht im Verkauf von altertümlichen Kleidern und dem Auf- und Abbau des Marktstandes. Aylin springt in die Verkäuferrolle und wechselt dafür die Garderobe von Outdoor- auf Mittelalter-Style.
Ich habe beim Aufbau angepackt und habe mein Soll vorerst erfüllt. Für mich ist Zeit sich die Stadt und den Markt anzuschauen. Durch Zufall treffen ich Bruno, einen jungen Local, der vor der Pandemie Touristenführer in seiner Heimatstadt war. Er studiert an der Universität und hat Lust mir eine persönliche Stadtführung zu geben. Es ist eine Freude sich mit einem anderen Hanseaten über seine Heimat auszutauschen. Bruno erzählt mir über seine Arbeit in der kommunalen Politik und wie er probiert Stralsund als Universitätsstadt attraktiver zu machen. Als der Markt schließt treffen wir uns mit Aylin und lassen den Abend am Hafen ausklingen.
Wir haben die Möglichkeit auf dem reservierten Parkplatz der Aussteller zu nächtigen. Nicht mehr und nicht weniger ist es – ein Parkplatz mitten in der Stadt. Die meisten Aussteller sind mit einem Kleinbus oder Wohnmobil vor Ort und können den Platz gut nutzen. Für uns ist der Ort ziemlich ungeeignet, der Boden ist so verdichtet, man kann nicht mal einen Zelthering in den Boden stecken kann. Zu allem Überfluss windet es auch noch, da wir nah am Wasser stehen. Aber es hilft ja nichts. So kommt wenigstens mal das mitgeführte Paracord sinnvoll zum Einsatz. Wir sammeln aus einer nahen Bauruine einige Backsteine zum beschweren des Zeltes. Bis spät in die Nacht laufen immer wieder Menschen über den Parkplatz und Leute grölen an der nahen Hafenkante. Ein wirklich ungemütlicher Ort. Unsere mitgeführtes ‚Bärenabwehr‘-Spray liegt diese Nacht in Griffweite.
Von Stralsund aus existiert eine Brücke und ein Damm über den Stralesund nach Rügen. Ich beschließt eine Wanderung über den Damm auf die Insel in Sichtweite zu machen. Im Ort Altefähr auf Rügen spielt Live-Musik so laut, dass man sie man auf beiden Seiten des Sunds hören kann.
Die vier Wallensteintage vergehen wie im Flug. Jetzt noch abbauen und alles einpacken. Die Marktstandbesitzerin fährt Abends mit ihrem Bus zurück nach Schleswig-Holstein. Wir lassen uns mitnehmen, um unsere Wanderung auf dem E1 fortzusetzen.