Während wir am nächsten Tag an der Tankstelle sitzen und gerade dabei sind unser Schild zu malen, werden wir von einer netten Norwegerin angesprochen und gefragt, wohin wir wollen. Leider fährt sie allerdings in die andere Richtung und kann uns daher nicht mitnehmen. Wir freuen uns aber trotzdem riesig über die Freundlichkeit, dass sie auf uns zugekommen ist und ihre Hilfe angeboten hat. Damit sollte es aber nicht genug sein, denn als die nette Frau aus dem Supermarkt kommt, wünscht sie uns nochmals viel Erfolg und drückt jedem von uns eine Tafel norwegische Schokolade, die sehr dem bekannten KitKat ähnelt. Wir freuen uns also doppelt und genießen diese Freundlichkeit noch für einen Augenblick, bevor wir uns an der Straße und Tankstelle platzieren, um eine neue Mitfahrgelegenheit zu erwischen. Es dauert nicht lang und wir haben einen Fahrer gefunden, der sogar bis zu unserem nächsten Ziel fährt. Ebenfalls über meine Freundin aus der Heimat organisiert, können wir bei einer Familie in Vettre am Olsofjord für das Wochenende unterkommen. Besonders spannend: die befreundete Familie, bestehend aus 3 Kindern und ihren Eltern, hat vor ca. 4 Jahren eine einjährige Segelreise um die Welt gemacht. Natürlich brannten uns einige

Fragen auf der Seele und wir freuen uns schon riesig diese beantwortet zu bekommen.

Zunächst sind wir aber von dem absoluten Luxus, der uns hier entgegengebracht wird begeistert, denn wir dürfen in ein eigenes Apartment einziehen. Normalerweise wohnt hier die älteste Tochter, aber sie hat für uns Platz geschaffen und das Gästezimmer bezogen. So haben wir nicht nur ein sehr komfortables Bett in einem eigenen Zimmer, sondern auch ein eigenes Bad, Küche und Wohnzimmer. Am Abend werden wir dann sogar noch zu leckerer Pizza eingeladen und genießen den absolut überwältigenden Ausblick über den Oslofjord.

Den nächsten Tag wollen wir nutzen, um ein bisschen Wäsche zu waschen und wandern zu gehen. Aber leider macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, denn es regnet durchgängig. Wir beschließen daher an unserem Blog etwas weiterzuarbeiten und ein paar Kleinigkeiten zu erledigen, die sonst auf der Strecke bleiben. Außerdem haben wir ein langes Gespräch mit dem mittleren Sohn, der gerade sein Abitur macht und vor hat danach Reisen zu gehen. Er hat einige Fragen an uns und wir freuen uns ihm Tipps und Tricks verraten zu können. Als seine Mutter uns dann bittet ihm doch auszureden, dass er mit dem eigenen Auto fährt, sondern lieber trampen soll, müssen wir etwas schmunzeln. Aber wir sind natürlich voll in unserem Element und kommen dieser Bitte äußerst gerne nach.
Am Sonntag sieht das Wetter etwas besser aus und gegen Mittag brechen wir gemeinsam mit der Tochter und dem Hund zu einem Spaziergang auf. Doch leider fängt es gegen Nachmittag wieder an zu regnen, weswegen wir den Rückweg zum Haus antreten. Als kleines Dankeschön an die Familie, dass sie uns für das Wochenende aufgenommen haben, kochen wir ein Abendessen und genießen einen schönen Abend in toller Gesellschaft.

Allerdings ist die Zeit nicht ausschließlich mit Arbeiten gefüllt. Wir unternehmen zwischendrin immer wieder kleine Wanderungen und Ausflüge. Eigentlich wollen wir den nächsten Tag wieder aufbrechen. Eigentlich… Denn es kommt etwas anders. Wir werden nämlich gefragt, ob wir uns nicht ein paar Euronen dazu verdienen wollen, indem wir ein bisschen helfen, den Garten herzurichten. Natürlich willigen wir sofort ein. Und so werden wir den nächsten Tag mit vernünftigen Arbeitsklamotten ausgestattet und es geht raus in den Garten zum Arbeiten. Unsere Aufgaben sind vielseitig, bestehen aber überwiegend daraus Unkraut zu jäten, Steine zu entfernen (und oh mein Gott ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viele Steine in diesem Garten sind), Erde mit Plane abzudecken, Beete vorzubereiten, Wege zu ebnen uvm. Aus der anfangs anvisierten Woche werden am Ende 3,5 Wochen in der wir einiges geschafft bekommen. Quasi Work and Travel am Oslofjord.

Die Abende verbringen wir meist mit der Familie und versuchen auch hier die Mutter etwas zu entlasten, indem wir häufiger das Kochen übernehmen. Kim nutzt die Zeit, um ein bisschen, am hauseigenen Steeg, zu fischen und fängt tatsächlich sogar eine Makrele. Die wird wenig später zubereitet und landet auf seinem Teller. So gab es neben einer ganzen Menge leckeren Essen, eine Wanderung durch Asker, vorbei an der Residenz der Kronprinzenfamilie hoch auf den Skaugumsåsen, von wo aus wir eine wundervolle Aussicht über den Oslofjord genießen können.
Als wäre es damit nicht schon genug, werden wir dann auch noch gefragt, ob wir nicht mit einem ihrer beiden Autos für das Wochenende in die Berghütte nach Geilo fahren wollen. Geilo ist ein Urlaubsort in Norwegen, der vor allem für seine Skipisten und Wanderwege bekannt ist. Natürlich nehmen wir dieses überaus großzügige Angebot an. Über unseren Roadtrip nach Geilo könnt ihr hier mehr lesen.

Nach ein paar Tagen kehren wir zurück nach Asker und verbringen dort noch ein paar Tage inkl. etwas Gartenarbeit, bevor es dann wirklich heißt, dass wir weiterziehen.

Am Ende bleibt zu sagen, dass wir unfassbar dankbar für diese Zeit sind. Dankbar gegenüber meiner Freundin aus Gensingen, die den Kontakt hergestellt hat, aber natürlich vor allem dankbar gegenüber der Familie, die uns für 3,5 Wochen nicht nur beherbergt hat, sondern als Teil der Familie aufgenommen. Wir haben uns dort unfassbar wohl gefühlt, konnten viel mit dem Hund kuscheln und freuen uns, dass wir behilflich sein konnten. Schlussendlich freuen wir uns auch über das verdiente Taschengeld, aber um ehrlich zu sein, rückt das ziemlich in den Hintergrund, wenn man so viel Freude, Nächstenliebe, gemeinsame Essen und Spaß zusammen erlebt. Wir werden die ganze Familie und die gemeinsame Zeit auf jeden Fall für immer in Erinnerung behalten.

So fühlt es sich schon ziemlich komisch an nun die Rucksäcke wieder auf zu haben und zur nächsten Tankstelle zu laufen, um unsere Reise fortzusetzen. Doch es ist an der Zeit und wir freuen uns auf die kommenden Abenteuer weiter entlang der Südküste Norwegens.

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