Es ist Anfang März und wir haben noch gute vier Wochen bis zum Skiurlaub mit Familie Möller in Österreich. Unser weiterer Plan sieht vor, dass wir uns langsam aber stetig Richtung Alpen bewegen, damit wir zuletzt nicht in die Bredouille kommen. Für die kommende Woche ist ein Treffen mit unseren Freunden Michel und Clemens geplant, die zur Zeit mit dem Camper-Van auf dem Weg Richtung Süden sind. Wir wollen den beiden entgegen fahren und entscheiden uns für einen Bus von Valencia, über Barcelona nach Montpellier. Unser Freund Jason gewährt uns erneut einen Platz auf seiner Couch. Unsere Freunde sind bereits in Lyon angekommen und uns trennen nur noch wenige hundert Kilometer. Abends erhalten wir einen Anruf von den beiden mit schlechten Neuigkeiten. Ihnen wurde in den Bus eingebrochen und eine Scheibe zerstört. Ihre Urlaubstage sind begrenzt und die Reperatur wird einige Tage dauern. Unser gemeinsames Treffen fällt ins Wasser. Das ist nicht nur ärgerlich, weil man Zeit und Geld in die Anreise investiert hat, sondern auch weil die beiden ein Paket für uns dabei haben, mit einem frischen Paar Schuhe für mich und einigen Ersatzteilen für die Ausrüstung. Ebenso hatten wir gehofft, dass sie unseren defekten Laptop nach dem Treffen mit nach Deutschland nehmen würden, damit dieser schnell und sicher in die Reperatur kommt. So schnell ändern sich Pläne.

Am nächsten Tag gehen wir mit unserem Laptop zur französischen Post. Der Retourschein von Lenovo funktioniert nicht für den Versand von Frankreich nach Deutschland, drum kommt ein neuer Lieferschein auf das Paket, adressiert an die deutsche Adresse. Da mal wieder keiner mit uns englisch spricht dauert es einige Zeit, bis wir schlussendlich das Paket über den Tresen schieben können. Wir haben beide nicht das beste Gefühl bei der Sache und sollen in dieser Hinsicht leider das passende Bauchgefühl haben. Unser Paket samt Laptop ist bis heute verschwunden und trotz Sendungsnummer nicht aufzufinden. Aktuell läuft noch ein Suchauftrag, aber nach mehr als 4 Wochen ist unsere Hoffnung nicht mehr sonderlich groß, dass das Gerät wieder auftaucht. Sehr ärgerlich und kostenspielig.  Wir probiren uns nicht zu sehr zu ärgern und nach vorne zu schauen.

Das Wetter in Montpellier ist überwiegend mies und wir verbringen viel Zeit drin. Die trockenen Tage nutzen wir, um mit Jason um die Häuser zu ziehen. Wir sind das erste mal seid Ewigkeiten wieder aus, etwas Trinken und in einer Bar zu Live-Musik tanzen. Nach zwei Jahren Pandemie fühlt es sich befremdlich an, sich mit einer großen Anzahl an Menschen im selben Raum aufzuhalten. Wir schieben unsere Sorgen für den Moment zur Seite und genießen den Abend.

Nach wenigen Tag erreicht uns auch das Paket von Michel und Clemens aus Lyon mit den Schuhen. Wir können folglich weiterziehen. Von Montpellier Richtung Osten erscheinen zwei Routen sinnvoll. Entlang des Mittelmeeres nach Genua und anschließend nach Norden oder nach Grenoble über einen Pass durch die französischen Alpen nach Turin. Da wir die Mittelmeerstrecke bereits 2019 während unserer Interrailreise gefahren sind, entschließen wir uns für die Nordroute durch die Region Rhône-Alpes.

Über Hitchwiki.org suchen wir unseren nächsten Abfahrtsort. Auf der Internetseite trägt die Tramper-Community ihre Erfahungen zusammen, empfiehlt z.B. geeignete Orte um Städte in eine bestimmte Richtung zu verlassen. Unser auserkorener Ort befindet sich eine knappe Stunde Fußmarsch entfernt, auf der anderen Seite von Montpellier. Wir sparen uns das Bahnticket und laufen los. Nach einiger Zeit an der Tankstelle bietet uns ein Herr an, uns bis kurz vor die Autobahnauffahrt mitzunehmen und versichert uns, man hätte von dort gute Chancen weiter zu kommen. Das war sehr nett gemeint, aber vor Ort stellt sich heraus, dass es keine sichere Haltemöglichkeit gibt. Wir probieren es kurz vor einem Kreis trotzdem. Nach vier Stunden sind wir entnervt und enttäuscht. Wir rufen Jason an und bitten ihn, uns eine weitere Nacht bei sich aufzunehmen. Er sagt zu und wir machen uns auf den Rückweg.

Den nächsten morgen stiefeln wir also erneut quer durch die Stadt, um an der selben Tankstelle kurz vor der Autobahn unser Glück erneut zu versuchen. Ich überzeuge erfolgreich eine junge Frau beim Tanken uns Richtung Lyon mitzunehmen. Es geht weiter.

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