Auch das schönste Zusammentreffen hat irgendwann ein Ende! Wir zelebrieren die gemeinsame Zeit und Erfahrungen in einer kleinen Brauerei mit einigen (viel zu starken) Craftbieren bei Vettre. Denn kommenden Tag verabschieden wir uns herzlich bei unserer Gastgeberfamilie. Es ist erstaunlich wie schnell man sich an etwas gewöhnen kann, so ist es fast etwas befremdlich wieder an der Straße zu stehen und zu hitchhiken.
Von Asker geht es über Drammen weiter Richtung Trønsberg, Norwegens ältester Stadt. Wir schaffen heute gute 140 km entlang der Küste. Ein guter Reisetag! Während wir etwas ratlos vor dem Supermarkt bei Brevik stehen und nach einem geeigneten Zeltplatz suchen, spricht uns eine junge Frau an. Unsere großen Rucksäcke haben bereits in der Vergangenheit häufig Leute veranlasst Hilfe anzubieten und so auch heute. Susanne kennt sich in der Gegend bestens aus und kann uns einen schönen Platz direkt um die Ecke empfehlen. Wir tauschen Kontaktdaten und gehen getrennte Wege.
Kurze Zeit später klingelt das Telefon. Es ist erneut Susanne die unseren Tag versüßt: Ihre Mutter betreibt in der Nähe ein Restaurant und sie hat uns für den kommenden Morgen eine Einladung für ein kostenloses Frühstück ausgesprochen. Wir erfahren, dass auch sie in jungen Jahren Reisen per Anhalter unternommen hat. Unfassbar! Es sind Momente wie diese die einen sprachlos machen und gleichzeitig unbeschreiblich dankbar. Die Nacht am See ist abgesehen von einigen feiernden Jungendlichen ruhig. Es ist Vollmond und die Nacht ist noch heller als gewöhnlich.
Den kommenden Morgen stehen wir rechtzeitig auf und laufen die wenigen hundert Meter zu besagten Restaurant. Abgesehen von einigen Truckern sind wir die einzigen Gäste. Wir werden bereits erwartet und kriegen frische Bratkartoffeln und Omelett mit Salat kredenzt. Passenderweise ist heute unser Jahrestag und wir haben einen Grund mehr diesen Besuch zu genießen. Eine Stunde später steht Susanne mit ihrem Cabrio vor der Tür und ist bereit uns an einem nahen Wanderweg bei Langesund abzusetzen. Sie selbst kann uns aufgrund einer Sportverletzung nicht begleiten
Aber sie verspricht uns später wieder einzusammeln. Wir lassen die Rucksäcke in ihrem Auto und laufen einige Stunden entlang des Küstenwanderwegs, der quasi einmal das ganze Land umrundet. Es ist wundervolles Wetter und wir brauchen nicht viel mehr als etwas Sonnencreme und Wasser.
Die Schären (kleine felsige Inseln) sind mit Brücken für Fußgänger miteinander verbunden. Hier und dort sind alte Verteidigungsanlagen aus Zeiten des zweiten Weltkriegs zu finden. Anders als zuerst angenommen – so lässt es sich den Hinweisschildern entnehmen – wurde diese Bunkerstellungen nicht durch Norwegen, sondern durch Nazi-Deutschland auf der Spitze der Langesundstangen errichtet. Die Eingänge sind weitestgehend verschlossen. Doch das Areas ist eine wunderschöne Wahl für Spaziergänge in der Natur kombiniert mit Geschichtsunterricht und Badeoptionen.
Zur Mittagszeit treffen wir uns wieder und wir werden wie versprochen erneut an der Autobahn abgesetzt. Welch glückliches Zusammentreffen. Wir kriegen noch einige Ratschläge für unsere Weiterreise durch Norwegen.
Es dauert nur wenige Minuten bis wir an der Tankstelle zwei Deutsche Touristen überzeugen können uns ein gutes Stück in Richtung Kristiansand mitzunehmen. Die verbleibenden 100 km in die Hafenstadt übernimmt ein Rentnerpaar aus Norwegen.
Die Stadt im Süden des Landes hat mit ihren knapp Hunderttausend Einwohnern eine überschaubare Größe. Wir entscheiden uns die Nacht auf der Insel Odderøya zu verbringen und erst den kommenden Tag der Erkundung der Stadt zu wittmen. Die Insel liegt unmittelbar im Süden der Stadt und bildet eine natürliche Barriere zwischen dem westlichen und östlichen Hafen. Odderøya ist durch eine militärische Nutzung in der Vergangenheit geprägt und wurde heutzutage für diverse Kunstprojekte zur Verfügung gestellt.
Auf den öffentlichen Karten lässt sich ein Camping-Symbol finden und wir steuern entsprechend Platz an. Was wir vorfinden hat wenig mit einem Zeltplatz zu tun. Es handelt sich um die Überreste eine Haubitzenstellung, auf der ein großes Tipi errichtet wurde. Allerdings steht die Tür offen und es sieht einladend aus. Wir bleiben die Nacht und es scheint keinen zu stören.
Den kommenden Tag erkunden wir die Innenstadt. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden große Teile der Stadt wiederholt durch Brände zerstört, weshalb nur vereinzelt die traditionelle Bebauung durch weiße Holzhäuser zu finden ist. Wir besuchen die Domkirche, die Altstadt und durchlaufen den Hafen. Nach etwas mehr als einer Stunde hat man das Gefühl Alles gesehen zu haben – Zeit weiterzuziehen, Norwegen hat noch einiges zu bieten!
Wir durchforsten wie gewohnt das Hitchwiki, um einen guten Platz fürs weitertrampen zu finden. Kombiniert mit unserer eigenen Erfahrung und Satelitenbildern entscheiden wir uns für eine Bushaltestelle im Westen der Stadt. In knappen 30 Minuten zu Fuß erreichbar.