Heute ist der Tag gekommen, der seit Wochen unsere Reiseroute bestimmt. Für uns bedeutet dies, dass wir heute von Innsbruck in das Nahe Örtchen Tux fahren, um dort gemeinsam mit meiner Familie eine Woche Urlaub zu machen.
Beim Packen unserer Rucksäcke, was für gewöhnlich etwas sehr Alltägliches ist, überkommt uns nochmal eine gute Portion Vorfreude auf die kommenden Tage. Der Urlaub ist nun schon seit 2020 geplant und aus Gründen mehrfach verschoben worden. Trotz unserer Reiseaktivitäten vermeiden wir in Gesprächen grundsätzlich das Wort „Urlaub“ zu benutzen, denn das was wir aktuell machen, beschreibt es nicht zutreffend. Wir befinden uns nicht auf einer Urlaubsreise, deren Charakter es ist, dass man sich von seiner Arbeit erholt, sich Dinge wie Restaurantbesuche gönnt oder andere Annehmlichkeiten. Doch die kommenden Tage sind genau das – Urlaub. Und zwar von einer ganz feinen Art.
Es ist Sonntagmorgen und wir laufen entlang der Inn zu einer Tankstelle nicht weit entfernt der Autobahn. Uns trennen keine 50 km von unserem Ziel. Wir wissen, dass meine Eltern, die heute von Regensburg starten, zuletzt den selben Weg fahren werden wie wir.
Drum versuchen wir vor ihnen in Jenbach zu sein, wo auch sie von der Autobahn abfahren werden. Dort wollen wir sie abpassen und gemeinsam die letzten Kilometer fahren. Kaum haben wir unser Schild fertig beschriftet, halten zwei Berliner Jungs in einem Wohnmobil. Unser Plan geht auf und wir erreichen 30 Minuten vor meinen Eltern den Punkt wo unsere Wege sich einen.
Wir basteln spaßeshalber noch ein neues Schild – extra für die Beiden. Zum Glück übersehen Karen & Kai uns nicht und wir werden erfolgreich eingesammelt. Gemeinsam geht es weiter und wir schlängeln uns durch die Serpentinen den Berg hoch. Die letzten Tage ist frischer Schnee gefallen und der gesamte Ort liegt kniehoch im Schnee. Ein traumhefter Anblick, der Freude macht auf den kommenden Skitag. Wir sind überaus angenehm und für uns völlig ungewohnt in einem 4* Hotel untergebracht. Meine Eltern, die Familie meiner Schwester, als auch wir beziehen unser eigenes Zimmer.
Nach der Anreise steht heute nicht mehr viel auf dem Plan. Wir räumen die Tasche mit Skisachen aus, die meine Eltern neben den Snowboards für uns aus Hamburg mitgenommen haben. Wir werfen noch einen Blick in den Fitnessraum bevor wir uns ausführlich dem Spabereich wittmen. Das Hotel hat drei frisch renovierte Saunen, die noch vor dem Abendessen angetestet werden. Das Hotel ist nur halb ausgebucht und entsprechend leer ist es auch im Speisesaal. Wir haben uns mittlerweile so an sparsame One-Pot-Gerichte gewöhnt, dass wir uns auf jede Mahlzeit wie Kinder auf Weihnachten freuen. Abends werden überaus raffinierte 5-Gänge serviert. Dabei stehen jeweils mehrere Optionen (Fisch, Fleisch, Vegan, Traditionell) zur Auswahl, dass mit Sicherheit jeder auf seine Kosten kommt. Wir haben sicherhaltshalber vermieden, uns vor dem Urlaub nochmal auf die Waage zu stellen.
Den nächsten Tag geht es mit der Gondel auf die Piste. Mein Neffe F. macht mit 5 Jahren seinen ersten Skikurs, während Carina mit meiner jüngeren Nichte E. im Tal bleibt. Die anderen schnallen Skier und Boards unter die Füße. Es dauert nicht lange, da fliegen die ersten Schneebälle. Für mich und Aylin ist dies nicht nur der erste gemeinsame Winterurlaub, sondern auch der erste seit Jahren. Entsprechend müssen wir uns beide erstmal wieder an das Snowboarden gewöhnen, bevor es die steileren Pisten herunter geht. Wir brauchen die Knochen nach dem Urlaub ja noch zum Weiterreisen. Doch der frische Schnee lässt sich gut befahren. Anfangs fahren wir gemeinsam als kleine Gruppe, nachmittags drehen wir noch eine Runde zu zweit.
Das Hotel bietet nicht nur tolles Essen an, sondern bietet auch erstklassigen Service. Wir beschließen das überschaubare Budget für diese Woche unberücksichtigt zu lassen und uns auch mal eine Annehmlichkeit von der Bar zu gönnen. Auch wollen wir meinen Eltern für ihre großzügige Einladung danken.
Das Wetter bleibt über die Woche beständig gut. Der Preis dafür ist jeden Tag etwas weniger Schnee auf der Piste und ein ergrünenes Tal. Doch abgesehen von den Talabfahrten bleiben alle Pisten geöffnet und befahrbar. Mein Neffe absolviert nach drei Tagen Skikurs sein erstes Rennen und belegt den 2. Platz. Wir alle freuen uns für einen kleinen Jungen, der Spaß am Ski fahren hat. Der Grundstein für weitere Urlaube im Schnee.
Nach einer ganz wundervollen Woche nehmen uns Karen und Kai die 930 km Richtung Norden nach Hamburg mit. Unsere ursprünglichen Pläne die Reiseroute am Mittelmeer Richtung Türkei weiter zu verfolgen, wird auf den nächsten Winter verschoben. Der bevorstehende Sommer soll für den europäischen Norden genutzt werden, außerdem sind wir im August auf einer Hochzeit eingeladen, die wir nicht missen wollen. Es folgen zwei Wochen Heimaturlaub in Hamburg, mit Besuchen bei Familie und Freunden. Mit frisch gewaschenen Sachen geht die Reise weiter Richtung Skandinavien.
