Da wir keine feste Reiseroute haben, stellen wir bei Couchsurfing einen öffentlichen Trip für Frankreich ein. Ein öffentlicher Trip bedeutet, dass ein Post auf der Plattform abgesetzt wird, den jeder in der entsprechenden Region bzw. Land sehen kann. Es hat nicht lange gedauert, bis wir tatsächlich eine Einladung bekommen haben, von einem Couchsurfer aus der Nähe von Lyon. Somit haben wir ein neues Ziel.
Unsere Rucksäcke sind mit den letzten Kleinigkeiten aufgefüllt und wir starten ins Unbekannte. Es dauert nicht lang, bis der erste Fahrer anhält und uns über die französische Grenze mitnimmt. Aus Sicherheitsgründen teilen wir Freunden stets das Kennzeichen unseres Fahrers mit und melden uns erneut, wenn wir abgesetzt wurden. Die Fahrt ist kurz, aber wir kommen voran. Kurz hinter Creutzwald stehen wir also wieder an der Straße. Auch hier dauert es nicht lang, bis Fahrer Emre anbietet uns bis zur nächsten Autobahnauffahrt mituznehmen. Dankend nehmen wir das Angebot an. Währrend der Fahrt erfahren wir, dass er für eine Brauerei arbeitet und bevor wir aussteigen schenkt er uns noch eine 4er Packung seiner Biere.
Nachdem wir unser Glück eine Weile vor der Autobahnauffahrt probiert haben, entschließen wir uns zu einem Parkplatz hinter der Mautstattion der Autobahn zu laufen. Natürlich laufen wir nicht einfach über die Autobahn, sondern suchen uns einen Weg querfeldein zum ausgewählten Parkplatz. Jetzt noch schnell über den Zaun und schon kann die Suche nach der nächsten Mitfahgelegenheit weitergehen. Leider ist uns das Glück dieses mal nicht hold und wir müssen eine ganze Weile warten, bis Mehmet, ein sehr netter LKW Fahrer uns mitnimmt. Er ist auf dem Weg nach Paris und kann uns in Metz rauslassen. Leider spricht er nur türkisch und die Verständigung ist daher etwas schwierig, sodass wir am Ende nicht auf dem Rasthof rausgelassen werden, den wir vorher rausgesucht haben, sondern einen später. An und für sich natürlich nicht so schlimm, allerdings haben wir nun das Problem, dass so ziemlich alle Autos von hier aus in Richtung Paris weiterfahren und nicht in den Süden. Trotzdem probieren wir unser Glück. Mittlerweile sind wir ganz schön durchgefrorern und es wird auch schon dunkel.

Wir beschließen, dass es für heute keinen Sinn mehr hat und suchen uns einen Platz, um das Zelt aufzustellen. Glücklicherweise befinden sich meist hinter dem Zaun der Rastplätze entweder kleine Wälder oder Felder. Also heißt es einmal mehr, ab über den Zaun. Wir haben Glück, denn wir finden einen ziemlich gut geschützten Platz und können eine ruhige Nacht verbringen. Am nächsten Morgen versuchen wir unser Glück also erneut. Dieses Mal dauert es nicht lange, bis uns jemand anbietet, uns ein kleines Stück mitzunehmen, sodass wir zumindestens nicht mehr nördlich von Metz sind, sondern südlich und somit die Chance steigt, dass die Autos auch Richtung Süden unterwegs sind. So zumindestens unsere Idee. Leider müssen wir auf dem nächsten Rasthof sehr lange in der Kälte ausharren, bis wir endlich jemanden finden, der in den Süden fährt und uns auch mitnimmt. Dafür können wir endlich mal etwas Strecke machen, denn wir werden gute 300 km bis nach Besançon mitgenommen.
Nach einer sehr netten Fahrt bietet uns der Fahrer sogar noch an, dass wir, falls wir heute Abend nicht mehr weiter kommen, ihn afür eine Notunterkunft anrufen können. Mal wieder eine unfassbare Hilfsbereitschaft, die uns sehr freut. Da wir in der Nähe eines Supermarktes abgesetzt werden, nutzen wir die Chance und kaufen kurzerhand ein bisschen Essen ein, um mal etwas warmes in die Mägen zu bekommen.
Nach der kurzen Stärkung beschließen wir unser Glück erneut nahe der Mautstelle zu probieren. Wir stellen uns schon darauf ein, dass wir irgendwo in der Nähe unser Zelt wieder aufstellen. Doch wir haben Glück und ein netter Herr bietet an, uns bis nach Beaune mitzunehmen. Wir sind unserem Ziel Lyon also ein gutes Stück näher gekommen. Über die Seite Hitchwiki erfahren wir, dass direkt neben der Mautstation in Beaune ein McDonalds gelegen ist. Laut der Website soll man hier gut wildcampen können, ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen.
Dort angekommen schauen wir uns die Situation an und entscheiden entsprechend der Empfehlung auf dem Feld neben dem Fast-Food-Restaurant zu zelten. Um uns noch etwas aufzuwärmen und auch die Dunkelheit abzuwarten, setzen wir uns noch für ein Stündchen in den McDonalds, bevor wir unser Zelt aufstellen. Am nächsten Morgen klingelt der Wecker um 07:30 Uhr, um unser Zelt abgebaut zu haben, bevor die Sonne ganz aufgegangen ist.

Pünktlich zur Ladenöffnung betreten wir als die ersten Gäste des Tages den McDonalds. Wir kaufen einen Kaffee, nutzen das kostenlose WLAN, um mal zu Hause anzurufen und laden unsere Elektronik auf. Auch unsere Wasserflaschen können wir hier wieder auffüllen. Wir warten noch einen kurzen Regenschauer ab, bevor wir bewaffnet mit einem Stück Pappe, ebenfalls von McDonalds, wieder über den Zaun springen, um uns vor der Mautstation zu positionieren.
Die Sonne scheint und unsere Laune ist entsprechend gut. Wir bringen viele vorbeifahrende Autoinsassen mit unseren Tanzeinlagen zum Lachen und nach geraumer Zeit hält eine Franzosin mittleren Alters und nimmt uns bis nach Tournus mit. Dies ist das erste Mal, dass wir von einer Frau mitgenommen werden. Von hier aus sind es nur noch knappe 100 km bis zu unserem eigentlich Ziel Lyon. Leider sind in der Zwischenzeit so viele Tage vergangen, dass der Host, der uns eigentlich eingeladen hat, keine Zeit mehr hat. Ergo suchen wir in der Zwischenzeit einen neuen Host über Couchsurfing. Wir haben Glück und werden schnell fündig.

Von Tournus aus werden wir nach geraumer Zeit mitgenommen bis nach Limonest. Von hier aus fährt bereits der öffentliche Nahverkehr nach Lyon. Um Geld zu sparen, entscheiden wir es mit dem trampen weiter zu probieren. Wir stehen nahe einer Bushaltestelle, um den Autos die Möglichkeit zu bieten anzuhalten. Hinter uns befindet sich eine große grüne Wiese mit Supermarkt und vielen weiteren Geschäften. Während wir mit unserem Schild an der Straße stehen, spricht uns ein älterer Herr, natürlich auf französisch, an. Nachdem wir klar machen, dass wir nichts verstehen, wiederholt er das Wort ‚büs‘ und wir verstehen, dass er uns sagen will, dass der Bus nach Lyon fährt. Im nächsten Moment holt er zwei unbenutzte Bustickets aus seinem Portmonee und schenkt uns diese. Wir freuen uns riesig und bedanken uns mehrfach. Wir werden also tatsächlich heute unser Ziel Lyon erreichen. Nach einer kurzen Busfahrt, gefolgt von einer kurzen Fahrt mit der Metro sind wir im Stadtzentrum und nicht weit entfernt von der Wohnung unseres Host. Wir begeben uns auf eine erste kurze Erkundungstour, bevor wir gegen Abend bei unserem Host Dom ankommen. Dort werden wir allerherzlichsts empfangen und freuen uns vor allem über die Wärme der Wohnung.

Wir verbringen einen wundervollen Abend mit Dom und tauschen uns über alles Mögliche aus. Schnell wird uns klar, dass wir mal wieder einen absolut tollen, lustigen und super hilfsbereiten Menschen uns gegenüber haben. Wir werden sogar noch mit leckerer Pasta bekocht und bekommen diverse hochprozentige Spezialitäten aus der Region angeboten, bevor wir müde ins Bett fallen.
Am nächsten Morgen zeigt uns Dom auf einer Stadtkarte noch was es sich alles lohnt in der Stadt anzuschauen, gibt uns einen Haustürschlüssel und verabschiedet sich zur Arbeit. Da es in der letzten Nacht geregnet hat, fragen wir noch schnell, ob wir unser Zelt irgendwo zum trocknen aufhängen könne. Anschließend packen wir unseren kleinen Rucksack und starten unsere Erkundungstour. Es ist strahlend blauer Himmel und die Sonne scheint. Allerdings weht auch ein ziemlich starker Wind. Bei unsere Stadttour erkunden wir die große Kathedrale, die Altstadt, das histroische Theater, diverse Plätze und Museen, sowie das sehr prunkvolle Rathaus und vieles mehr. Die Stadt gefällt uns sehr gut, aber der Wind treibt uns gegen Nachmittag wieder zurück zu Doms Wohnung. Hier nutzen wir die Zeit, um ein bisschen an unserem Blog zu arbeiten. Unser Gastgeber ist abends noch im Kino verabredet und kommt erst gegen 23 Uhr wieder nach Hause. Trotzdem sitzen wir noch gute 2 Stunden im Anschluss zusammen und haben viel zu lachen.

Am nächsten Morgen nimmt Dom uns noch mit auf den Markt und zur Bäckerei, damit wir uns mit Lebensmitteln für den weiteren Weg austatten können. Es gibt, wie könnte es anders sein, Baguette und Käse. Im Anschluss fährt Dom uns mit seinem Auto zu einem Top-Spot um weiter Richtung Süden zu trampen.
Wie es für uns weiter geht erfahrt ihr hier.

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