Bondhus - Bergen
Provinz Vestland
Kilometer: 128 km per Anhalter
in 2 cars
Reisetage: 1 Tag
Von Bondhus nach Bergen in Norwegen
Unser Trip nach Bondhus ist ganz schön ins Wasser gefallen. Das Wetter spielt nicht mit und wir haben keinen guten Schlafplatz gefunden. Erschöpft haben wir unser Zelt direkt am Weg aufgestellt und kriegen am nächsten Morgen direkt die Rechnung. Es ist kurz nach sieben, als wir von einem laufenden Motor an unserem Kopfende geweckt werden. Etwas aufgeregt spricht jemand norwegisch. Wir probieren auf englisch zu vermitteln, dass wir gleich zusammen packen und uns auf dem Weg machen. Abgesehen von der Aufklärung bleiben wir zum Glück straffrei. Also sind wir heute mal früh unterwegs. Wir packen alles zusammen und frühstücken unten am Parkplatz, bevor es von Bondhus an der Straße weiter nach Bergen in Norwegen geht.
Historische Stadt an der Westküste
Ein Pärchen im gemieteten Wohnmobil nimmt uns das kurze Stück bis zum Fähranleger in Årsnes mit. Das Schiff lässt noch auf sich warten und wir haben Zeit unsere Füße von den dicken Wanderschuhen zu befreien. Mal wieder sind wir die ersten und einzigen Fußgänger an Bord. Während der 30 Minütigen Überfahrt studieren wir die anderen Reisenden und überlegen, wen es sich lohnt anzusprechen und nach einer Mitfahrgelegenheit zu fragen. Nicht weit entfernt steht eine junge Frau an der Reling. Und tatsächlich haben wir Glück und Helena hilft uns bereitwillig. Sie teilt nicht nur das Ziel Bergen, sondern organisiert uns in Absprache mit ihren Eltern ein Schlafplatz im Garten. Anderthalb Stunden später erreichen wir einen Vorort von Bergen. Wir treffen unsere spontanen Gastgeber und kriegen ein feines Plätzchen im Garten angeboten – dürfen allerdings auch die Innenräume mitnutzen.
Bergen in Norwegen ist nicht für sein gutes Wetter bekannt. Nein vielmehr stellte die Stadt 2017 einen Rekord auf, den man als Anwohner wohl nur mit Galgenhumor nehmen kann – Im „Sommermonat“ Juni regnete es jeden Tag. Damit ist Bergen das Hamburg von Norwegen, nur noch schlimmer. Aus diesem Grund ist es erwähnenswert, dass wir an unseren 3 Tagen in Bergen keinen einzigen Schauer miterlebt haben.
Wir nutzen den kommenden Tag, um in die Stadt reinzufahren. Man hat je schon viel über Bergen gelesen, dass es eine besonders schöne Stadt wäre und ein beliebtes Reiseziel. Wir sind gespannt und die Erwartungen sind hoch. Wir entscheiden und in die Stadt reinzutrampen und haben nach einer guten halben Stunde Glück.
Tyske Bryggen – Ein Hauch Hanse in Norwegen
Bergen ist mit einer viertel Million Einwohner die zweitgrößte Stadt des Landes. Die Stadt liegt am inneren Byfjords und wird auch gerne als „Tor zu den Fjorden“ bezeichnet. Ein touristisches Highlight ist der Naturhafen mit seiner fotogenen Häuserfront ‚Tyske Bryggen‘, was so viel bedeutet wie Deutscher Kai. Dabei handelt es sich um alte Handelseinrichtungen der aus meiner Heimat bekannten Hanse. Das Ganze Viertel ist durch traditionelle Bebauung geprägt, so auch die nahe Marienkirche. Das Hanseviertel Brygge wurde 1979 durch die UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Wir drehen eine Runde durch eine von Norwegens ältesten Festungen Bergenhus. Im angrenzenden Park soll den selben Tag ein Openair Konzert von Post Melone. Auch wenn die Tickets deutlich über unserem Budget liegen haben wir in dem Sinne Glück, dass wir rechtzeitig zum Soundcheck da sind. So kommen wir in den kostenlosen Genuss einiger Songs.
Wir drehen eine Runde durch die Stadt, besuchen den ein oder anderen Outdoorshop auf der Suche nach einem neuen Kaffeefilter für unsere Aeropress und Nachschub für unser Milchpulver. Insbesondere die älteren Stadtteile sind sehr sehenswert, hier und dort finden wir Streetart in Form von Graffiti. Man merkt direkt, dass Bergen deutlich lebendiger und kulturell reicher ist, als die meisten anderen norwegischen Städte die wir besucht haben. Die vielen Leute, die zum Konzert pilgern verjüngen den Alterschnitt auf der Straße.
Hurtigruten & Bergensbanen
Interessanterweise starten von Bergen die traditionellen Postschiffe der Hurtigruten. Seit 1897 fahren die Schiffe auf der „schnellen Route“ die 2700km lange Westküste ab, um insbesondere die im Winter abgelegenen Orte mit dem Nötigen zu versorgen. Die Transportlinie ist neben ihrer eigentlichen Versorgungsfunktion heute eine international bekannte Touristenattraktion, da sie auch als Passagier – und Kreuzfahrtschiff dient.
Auch die Eisenbahnliebhaber sollen in Bergen auf ihre Kosten kommen: Die Stadt ist Ausgangspunkt der Bergensbanen. Europas höchstgelegene Eisenbahnverbindung zwischen Oslo und Bergen, gilt als eine der landschaftlich schönsten Bahnstrecken Nordeuropas.
Nach drei Tagen mit erstaunlich gutem Wetter ist es für uns an der Zeit weiterzuziehen. Es soll weiter Richtung Norden gehen. Unser nächstes Ziel auf der Karte ist Ålesund, 420 km entfernt. Ohne Autobahnen 8 Stunden Fahrzeit. Mal sehen wie weit wir in den nächsten Tagen kommen.