Fast jeder kennt den Begriff Trampen, aber die wenigsten haben das Reisen per Anhalter bereits ausprobiert. Für alle die nicht wissen, was Trampen bedeutet: Im wesentlichen bedeutet es, am Straßenrand zu warten und zu hoffen, dass ein Auto anhält und einen in die gewünschte Richtung mitnimmt.

Die Kultur des Trampens, englisch ‚Hitchhiking‘, began in den 20er Jahren in den USA, als das Automobil in der Gesellschaft immer breiter verbreiteten war. Gute 10 Jahre später – während der Weltwirtschaftskrise – hatte das Fahren per Anhalter seinen Durchbruch. Der Umstand, das nicht jeder ein eigenes Auto fuhr oder es sich schlicht nicht leisten konnte, brachte der Art der Fortbewegung einen regelrechten Boom. Heute ist das Trampen im europäischen Raum etwas in Vergessenheit geraten, was unter anderem mit schlechter Presse zusammen hängt. Nichtsdestotrotz wird die Kultur von einigen wenigen gelebt. Reisende nutzen es, um kostenlos an ihr Ziel zu gelangen und dabei eine Vielzahl interessanter Leute zu treffen.

Viele sammeln das erste mal Erfahrung im Trampen, weil sie in einer Notsituation sind. Das Auto ist liegen geblieben und es gibt keine Möglichkeit fort zu kommen. Andere mögen schlicht die Idee und wählen das Hitchhiken als ihre Hauptreiseart.

Tipps für das Reisen per Anhalter

Bis zum Jahr 2022 sind wir nur eine handvoll Mal getrampt und mussten ersteinmal eigene Erfahrungen sammeln, bis wir uns im Auto fremder Menschen richtig wohl gefühlt haben. Dieses Jahr stehen schon mehr als 10.000 Kilometer auf dem Zähler und über hundert angehaltene Autos.

Auf dieser Seite erzählen wir dir alles, was du über das Trampen wissen musst, damit du erfolgreich und sicher dein Ziel erreichst.

1. Gib dem Ganzen etwas Zeit

Jeder kann per Anhalter fahren, aber nicht jeder wird sich damit anfangs wohl fühlen – und das ist völlig in Ordnung! Sich an den Straßenrand zu stellen und sich dem Ungewissen hinzugeben ist, überschreitet anfänglich die Komfortzone der meisten.

Vielleicht wirst du dich unsicher fühlen, aber in dem Moment wo du es tust, wirst du ebenso feststellen, dass sich diese Ängst lediglich in deinem Kopf abspielen. All die Fahrer und Fahrerinnen, die an einem vorbeisausen wirst du nie weider sehen. Sei optimistisch, konzentriere dich darauf eine Mitfahrgelegenheit zu finden und mach dir keine Sorgen, um die Fahrzeuge, die nicht für dich anhalten.

2. Jedes Land ist unterschiedlich

Jedes Land behandelt Anhalter anders. In einigen Ländern ist Trampen ein elementarer Teil der örtlichen Kultur, während es in anderen gänzlich unüblich ist per Anhalter zu fahren. Es ist wichtig sich im Vorfeld über die Gepflogenheiten und Gesätze des Landes zu informieren, damit du weiß was dich erwartet und du schlussendlich keine Probleme bekommst.

Für einen Reisenden gehalten zu werden, der eine Taxifahrt sucht ist in dem Kontext noch ein harmloses Szenario. Weniger spaßig wird die Erfahrung, wenn man verscheucht wird oder gar ein Bußgeld bekommt. Eine herausragende Informationsquelle ist das sogenannte Hitchwiki – in Anlehnung an die bekannte Online-Enzyklopädie. Suche nach dem bereisten Land und erhalte alle Informationen, die du benötigst!

3. Hitchhiking ist kein Glücksspiel – wähle einen guten Platz

Durch die Auswahl des Ortes fürs Trampen kannst du deine Chancen für eine Mitfahrgelegenheit deutlich erhöhen. Stehst du am falschen Ort verschwendest du gegebenenfalls Stunden mit Warten. Ein guter Ort zeichnet sich grundsätzlich dadurchaus, dass die FahrerInnen einen frühzeitig sehen können, sie nicht zu schnell fahren und eine sichere Möglichkeit existiert anzuhalten.

Schwierig wird das Trampen dort, wo Fahrer in mehr als eine Richtung fahren. Probiere das Stadtzentrum in die gewünschte Richtung zu verlassen, je weiter raus desto besser. In der Regel lohnt es sich einige Kilometer zu laufen oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln etwas rauszufahren. So stellst du sicher, dass die meisten Fahrer auch in die Richtung deines Ziels fahren. Nutze ein Navigations-App, um zu prüfen, ob du dich entlang des üblichen Verkehrsflusses befindet. Nahe der Auffahrt zu einer Autobahn hat man gute Chancen eine lange Strecke mitzufahren. Auf kleineren Landstraßen wiederrum halten  Autos erfahrungsgemäß deutlich häufiger für dich an. Probiere es aus und finde deine eigene Strategie.

Grundsätzlich sind auch Tankstellen ein geeigneter Ort sein Glück für die Weiterfahrt zu probieren. Gehe auf die Leute zu und frage persönlich, ob sie vielleicht einen Platz im Auto freihaben. Je nach Land gibt das Kennzeichen gelegendlich einen Hinweis darauf, wohin die Personen unterwegs sind. Das persönliche Gespräch ist häufig deutlich erfolgsversprechender als das Warten an der Straße – insbesondere in Ländern, deren Landessprache man spricht oder man sich zumindest auf Englisch gut verständigen kann.

Es ist wichtig sich im Voraus über die Route zu informieren. Du musst wissen, welcher Straßenseite du stehen musst und welches die anvisierte Autobahn ist. Schaue bei Google Maps und StreetView nach geeigneten Orten wie z.B. Bushaltestellen. Auch hier hilft dir das Hitchwiki. Für die meisten Städte sind Informationen verfügbar, wo sich geeignete Orte befinden, die Stadt in eine bestimmte Richtung zu verlassen. Nutze die Erfahrung anderer Reisender, die extra für dich dieses Wissen auf dieser großartigen Website zusammen getragen haben!

4. Das Pappschild

Während das Stehen an der Straße mit dem Daumen in der Luft die übliche Art ist, Fahrern und Fahrerinnen zu signalisieren, dass du eine Mitfahrgelegenheit suchst, ist dies vermeintlich nicht die effektivste. Der Hauptgrund dafür ist, dass die FahrerInnen nicht wissen, wohin du möchtest. Viele sind deswegen zögerlich anzuhalten.

In einigen Landstrichen der Welt gilt die Daumen-Hoch-Geste sogar als Affront. So hat das Zeichen in Westafrika und im Nahen Osten im Wesendlichen die Bedeutung „Scheiß auf dich“. Vermeintlich keine gute Idee in entsprechenden Ländern es mit dieser Strategie zu probieren.

Pappe gibt es in quasi jedem Supermarkt, an Tankstellen oder Papiermülleimern. Nimm dir die Zeit den Namen der Stadt, die du besuchen möchtest mit einem Permanent-Marker auf dein Schild zu schreiben – groß und deutlich!
Ist dein Ziel zu weit entfernt oder unbekannt reduziert dies die Chance auf eine Mitfahrgelegenheit. Alternativ kannst du es auch mit „5km“ oder schlicht der nächsten größeren Ortschaft probieren. Kläre im besten Fall bevor du ins Auto steigst ab, bis wohin du mitgenommen werden kannst. Auch eine kleine Landesflagge im Gepäck hat schon den einen oder anderen zum Anhalten bewegt.

5. Babysteps oder Siebenmeilen-Stiefel

Es wäre wundervoll, wenn jeder Fahrer oder Fahrerin, dich direkt zu deinem endgültigen Ziel bringt, doch dies ist nur selten der Fall.

Grundsätzlich steigt mit jedem Kilometer, den du dich deinem Ziel nährst die Chance, dass jemand den selben Ort ansteuert. Wenn dir angeboten wird, ein Teil der Strecke mitgenommen zu werden, musst du abwägen, ob es sich lohnt deinen ausgewählten Spot fürs Trampen aufzugeben. Bist du opimal positioniert, bist du gut beraten eine Kurzdistanz abzulehnen und auf den nächsten Auto zuhoffen. Du weißt nie genau wie der nächste Ort aussieht, an dem du abgesetzt wirst. Viele möchten dir Helfen und sind überzeugt sie kennen einen guten Ort für dich, doch leider fehlt es ebenso vielen an Erfahrung. So ist es uns häufiger passiert, dass die Ratschläge wenig hilfreich waren und unsere Chancen deutlich verschlechtert haben. Nachdem du erste Erfahrungen gesammelt hast, kannst du anhand von Kartenmaterial und Satelitenbildern schnell geeigente Orte identifizieren.

Entscheidest du dich dafür einen Teil der Strecke mitzufahren, finde heraus, von wo du wiederum gute Chancen hast deine Route fortzusetzen. Dafür sind internetfähige Smartphones wärmstens empfohlen. Tankstellen entlang der Autobahn sind dein Freund.

6. Flexible Ankunftszeiten

Wie du vielleicht schon erahnt hast, ist das Reisen per Anhalter keine Fortbewegungsmethode, auf die du dich verlassen kannst. Möchtest du zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein wird es schwierig. Zum einen kannst du Pech haben und überhaupt keine Mitfahrgelegenheit finden oder du strandest auf der Hälfte deiner Strecke. Es ist nie garantiert, dass du dein Ziel erreichst. Möchtest du ohne Stress und Frust trampen, erfordert dies flexible Ankunftszeiten.

Offensichtlich ist es keine gute Idee die Strecke zum Flughafen oder einer Veranstaltung, an der du teilnehmen möchtest, zu trampen. Willst du es trotzdem probieren, beginne deinen Tag früher und habe zur Not einen Ersatzplan.

7. Schaffe etwas Positives

Die Menschen, die für dich anhalten und dich kostenlos an dein Ziel bringen, tun dir einen Gefallen. Sei höflich und freundlich von dem Moment an, wo das Fahrzeug neben dir anhält bis zu dem Moment an dem du abgesetzt wirst. Respektiere diese gutmütige Geste und handle entsprechend. Du bist ein Botschafter, der stellvertretend für alle anderen Tramper steht. Behandel das Fahrzeug entsprechend gut, klopf deine Schuhe ab, bevor du einsteigst und hinterlasse keinen Müll. 

Ein Teil des Tramp-Erlebnisses besteht darin mit den Einheimischen zu sprechen und ihn oder sie kennenzulernen. Den diese Person hat den Mut und die Gastfreundschaft eine fremde Person in seinem Automitzunehmen. Ich verspreche dir es wird sich lohnen!

Beim Trampen zählt der erste Eindruck! Achte darauf vernünftig auszusehen, wenn du an der Straße stehst. Die Fahrer müssen innerhalb von Sekunden ein Urteil über dich fällen. Stelle Blickkontakt her, probiere es mit einem Lächeln.

Und stelle sicher, dass du sauber bist, nicht das Auto verschmutzt, starke Gerüche versprühst oder den Fahrer in anderer Weise bereuen lässt für dich angehalten zu haben.

8. Sicher Reisen per Anhalter

Trampen ist von Natur aus riskant. Du steigst in das Auto eines Fremden ein, ohne jegliche Aufzeichnung darüber (im Gegensatz zu BlaBlaCar o.ä.). Du weißt nichts über die Absichten dieser Fremden Person. In den allermeisten Fällen halten die Leute für dich an, weil sie dir helfen wollen, aber es ist wichtig vorbereitet zu sein und wachsam zu bleiben.

Kläre im besten Fall ab, wohin die Reise geht, bevor du einsteigst. Wenn du einen Fahrer oder sein Auto nicht magst, höre auf dein Bauchgefühl! Scheue dich nicht, das Angebot einer Mitfahrt abzulehnen. Wenn es dunkel wird, verbringst du die Nacht besser in der Stadt, in der du dich befindest, als zu versuchen nachts zu trampen, was gefährlicher ist.

Es kann passieren, dass sich erst während der Fahrt ein ungutes Gefühl einstellt und du deine Entscheidung bereust. Teile dem Fahrer oder der FahrerIn mit, dass du auf die Toilette musst. Sobald du aus dem Fahrzeug ausgestiegen bist, kannst du mitteilen, dass nicht auf dich gewartet werden muss und du mit jemand anderem weiterfährst.

Eine weitere Flucht-Strategie für eine ernste Situation ist es vorzugeben, dass dir schlecht ist und du dich vermeintlich übergeben musst, mit der Bitte anzuhalten. Die meisten FahrerInnen werden dieser Bitte nachkommen, da keiner Lust auf Kotze im Auto hat. Sobald das Auto steht, schnappst du dir deine Tasche und steigst aus.

Ein weiterer Ratschlag, um allgemein für mehr Sicherheit zu sorgen, ist es so zu tun, als würdest du einer weiteren Person zum Abschied winken, um den Anschein zu erwecken, du wurdest beim Einsteigen gesehen. Trage deine Wertsachen am Körper und andere Dinge in Griffweite. Du kannst ebenso eine (fake) Sprachnachricht versenden, mit dem vorher erfragten Namen des Fahrers oder der Fahrerin und dem Fahrzeug Typ. Zum Beispiel: „Hey Basti, ja, ich bin wieder unterwegs. Ein cooler Typ namens Tom hat mich mitgenommen. Schau nach einem blauen Opel Astra, wenn ich in Rotterdam ankomme.“

Alternativ kannst du dir natürlich auch das Nummernschild merken und online in eine „Savety Gruppe“ senden, in der du dich nach dem Ausstiegen wieder abmeldest.

Das ist alles was du wissen musst!

Trampen kann eine tolle, aufregende Art des Reisens sein, da man nie weiß, wer einen mitnimmt und man dadurch eine Vielzahl an interessanten Menschen aller Länder, Geschlechter, Schichten und Gewerbe kennenlernt. Es ist die ulimativ günstigste Art zu Reisen und kann so ziemlich überall auf der Welt durchgeführt werden. So lange du weißt, wie es geht und du sicher bleibst, solltest du keine Probleme haben per Anhalter dein nächstes Ziel zu erreichen.

Lass uns in einem Kommentar von deinen Erfahrungen wissen!

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