Alles Gute hat auch irgendwann ein Ende. Oder eben einen neuen Anfang. Es ist für uns an der Zeit vom Lago Maggiore nach Innsbruck und somit in Richtung Skiurlaub aufzubrechen. Damit wir rechtzeitig am Sonntag im Zillertal ankommen, wollen wir bereits freitags in Innsbruck ankommen. Denn von hier sind es nur noch wenige Kilometer.
So stehen wir nach einer wundervollen Woche wieder an der Straße und versuchen nach Innsbruck zu trampen. Schon nach kurzer Zeit beobachten wir, wie ein Auto an uns vorbeifährt, aber wenig später wendet und zurückkommt. Am Steuer ein junges Mädel. Sie ist auf dem Weg zur Arbeit und kann uns ein paar Kilometer mitnehmen. Nicht nur wir freuen uns darüber, sondern auch sie. Sie erzählt uns nämlich, dass sie schon immer mal Tramper mitnehmen wollte, sich bisher aber nie getraut hat, weil es dann doch meistens Männer waren, die an der Straße standen. Mal wieder ein Pluspunkt als Paar unterwegs zu sein. In Cadenazzo lässt sie uns an einer Tankstelle raus und wir warten keine 5 min. bevor wir wieder mitgenommen werden. Innerhalb kürzester Zeit bahnen wir uns also einen Weg bis nach Bellinzona. Hier probieren wir mehrere Spots innerhalb der Stadt aus, müssen aber feststellen, dass die meisten Autos in eine andere Richtung fahren. Daher entscheiden wir uns ca. 5 km weit zu laufen, um zu einem Rasthof auf der Autobahn in unsere Richtung zu gelangen.
Dort angekommen müssen wir allerdings feststellen, dass es sich lediglich um einen großen Parkplatz mit Toiletten handelt auf dem lediglich zwei Autos stehen. Natürlich sprechen wir beide an, aber leider ohne Erfolg und schon bald stehen wir alleine auf dem Parkplatz und nach über 30 min. ist kein einziges Auto auf den Parkplatz gefahren. Wir realisieren, dass wir hier einen ziemlichen kack Spot zum trampen ausgewählt haben. Durch eine Unterführung kommt man auf die andere Seite der Autobahn, wo zumindest eine Tankstelle mit entsprechendem Verkaufsraum existiert. Wir beschließen, diese auszukundschaften, in der Hoffnung, dass es dort zumindest Wlan gibt (da immer noch Schweiz und kein EU-Roaming), damit wir nach besseren Spots gucken können. Wir sprechen kurz mit den Verkäuferinnen, die unsere Vermutung, dass die Autobahn und somit auch der Parkplatz wenig genutzt wird, bestätigen. Nach langem recherchieren haben wir also drei Optionen: 1. wir probieren unser Glück weiterhin auf dem ausgestorbenen Parkplatz, 2. wir bleiben auf dieser Seite stehen und versuchen zurück nach Bellinzona und von dort aus über Zürich weiter zu kommen oder 3. wir versuchen die nebenliegende Landstraße für 150 km zu trampen. Alle drei Optionen sind ziemlich kacke. Die Stimmung sinkt und mittlerweile ist es auch schon dunkel geworden. Nach langem Diskutieren entscheiden wir uns, wieder auf die andere Seite zu gehen und unser Glück zu probieren. Ich bin von Kims Vorschlag nicht wirklich überzeugt und stelle mich bereits darauf ein, dass wir nach 30 min. im Regen stehen, wieder über den Zaun klettern und unser Zelt dahinter aufstellen.

Doch es kommt völlig anders. Just in dem Moment wo wir auf der anderen Seite ankommen, fährt ein Sprinter inkl. Anhänger mit einem alten Auto auf den Parkplatz. Kim geht auf die beiden Fahrer zu und es sieht nicht allzu gut aus. Denn der Beifahrer öffnet die hintere Tür des Autos und es ist gefüllt bis oben hin. Aber wir haben riesen Glück, denn Eddie fängt an Kram im Auto so umzusortieren, dass eine Sitzbank zum Vorschein kommt. Sie nehmen uns mit. Wir können unser Glück noch gar nicht fassen, während Eddie uns Platz im Auto macht. Überglücklich steigen wir ein und bekommen obendrauf sogar noch Wasser und Säfte zum Trinken angeboten. Eddie ist gebürtiger Spanier, lebt aber in der Schweiz und betreibt dort eine Autowerkstatt. Das Fahrzeug auf dem Anhänger hat er gerade in Lugano (Schweiz) gekauft und bringt dieses nun gemeinsam mit Carlos, dem Fahrer, zurück nach St. Gallen. Zu unserem Glück führt der Weg dorthin genau an Lichtenstein, unserem Zwischenziel, vorbei. Wir unterhalten uns rege mit Eddie der einfach ein ziemlich lustiger und netter Vogel ist. Er ist selbst auch schon viel gereist und so haben wir einige Gesprächsthemen, während Carlos uns sicher durch die Berge fährt. Nach 22 Uhr erreichen wir Buchs, ein Schweizer Örtchen, direkt an der Grenze zu Lichtenstein, wo die beiden uns rauslassen.

Hitchhiking in der Schweiz

Wir sind mega dankbar und können unser Glück immer noch nicht so ganz begreifen. Es ist aber auch schon spät und wir sind müde. Lediglich der Rhein trennt uns nun noch von Lichtenstein. Wir beschließen diesen über die Brücke zu queren und auf Liechtensteiner Seite entlang eines Feldweges unser Zelt für die Nacht aufzustellen.

Am nächsten Tag laufen wir durch das wunderschöne Schaan im Fürstentum Lichtensteins und können somit ein weiteres Land auf unserer Reise verbuchen. Nach einem kurzen Einkauf, laufen wir zu einem geeigneten Spot zum trampen und versuchen unser Glück über die Grenze nach Österreich zu kommen. Es dauert keine 5 min. und eine nette Dame hält an und nimmt uns mit nach Feldkirch, was bereits in Österreich liegt.

Wir durchkehren das kleine Städtchen zu Fuß und befinden uns nun an einer Bushaltestelle, um weiter in Richtung Innsbruck zu trampen. Neben uns stehen zwei weitere Menschen, die auf den Bus warten. Doch noch bevor der erwartete Bus kommt, hält schon wieder jemand an und nimmt uns mit. Die beiden gucken redlich verdutzt und wir freuen uns riesig. Unser neuer Fahrer heißt Arslan und er ist auf dem Weg zu seinem Büro in Bludenz. Das liegt direkt auf unserem Weg und wir freuen uns, dass er uns mitnimmt. Auf unserem Schild hatten wir allerdings St. Anton im Vorarlberg stehen und er sagt, dass er uns bis dort fahren kann. Das ist allerdings die doppelte Strecke, die er eigentlich fahren wollte und wir sagen ihm, dass es für uns absolut ausreicht, wenn er uns bis Bludenz mitnimmt. Aber er lässt sich nicht davon abbringen uns bis nach St. Anton zu bringen.

Darüber hinaus möchte er uns auch noch zum Essen einladen und so landen wir auf halber Strecke bei einem netten italienischen Restaurant. Er lädt uns ab und erklärt, dass wir essen und trinken können was wir wollen und er würde die Rechnung begleichen, wenn er uns wieder abholt.

Etwas in dieser Art ist uns noch nie passiert. Wir sind völlig verwirrt, da wir davon ausgegangen sind, dass wir gemeinsam etwas essen, aber Arslan möchte in der Zwischenzeit noch etwas erledigen und sagt uns, dass wir ihm einfach schreiben sollen, wenn wir fertig sind mit dem Essen. Er würde uns dann einsammeln und weiter nach St. Anton fahren. Wir können die Situation gar nicht so schnell verarbeiten, da ist er schon verschwunden und wir halten bereits die Speisekarten in der Hand. Wir können unser Glück überhaupt nicht fassen und genießen super leckeres Essen.

Im Anschluss holt Arslan uns wieder ab und fährt uns weiter in Richtung St. Anton. Er fragt uns, wo genau wir in St. Anton hinwollen. Als wir ihm sagen, dass wir eigentlich nach Innsbruck wollen, bietet er sofort an, dass er uns auch dorthin fahren könnte. Das wären nochmals 100 km. Dieses Mal können wir es ihm aber ausreden und ihn dazu bringen, dass er uns kurz vor dem Arlbergtunnel an einer Tankstelle raus lässt. Wir steigen gut gesättigt und über dankbar aus. Allerdings lässt Arslan uns nicht gehen, ohne uns noch einen Umschlag in die Hand zu drücken, den wir öffnen, als er abgefahren ist. Wir können es nicht fassen, denn im Umschlag befindet sich Geld. Wir können diese Großzügigkeit gar nicht fassen und so sitzen wir beide auf der Bank an der Tankstelle und haben Tränen in den Augen. Tränen der Dankbarkeit und Tränen des Glücks. Wir brauchen ein paar Minuten, um uns wieder zu fassen. Wir wollen unser Glück weiter probieren und so nah wie möglich nach Innsbruck zu kommen. Schon die dritte Person die wir ansprechen, willigt ein uns mitzunehmen. Manchmal läuft es einfach rund – denn wir dürfen in einem nigelnagelneuem Tesla Model X bis nach Innsbruck mitfahren. Und somit erreichen wir Innsbruck bereits einen Tag früher als geplant. Über Couchsurfing hat uns Thomas eingeladen das Wochenende bei ihm zu verbringen und netterweise willigt er sogar ein, dass wir einen Tag früher bei ihm auftauchen dürfen. So erreichen wir gegen neun Uhr abends überglücklich Thomas, bei dem wir sogar ein eigenes Zimmer bekommen. Wir kochen noch schnell etwas und unterhalten uns mit ihm, bevor es dann ab ins Bett geht. Dort lassen wir den Tag noch mehrfach Revue passieren und können nach wie vor nicht fassen, was der heutige Tag für uns bereitgehalten hat.

Am nächsten Tag muss Thomas früh morgens arbeiten und wir verlassen mit ihm um 07:30 Uhr das Haus. Wir verbringen den Tag damit uns die Stadt anzugucken. Über die Plattform Jodel haben wir uns mit Julian verabredet, der ebenfalls zu Gast in der Stadt ist. Er hatte vormittags ein Vorstellungsgespräch und erkundet nachmittags mit uns gemeinsam die Stadt. Wir freuen uns gemeinsam die Straßen zu durchqueren und tolle Gespräche zu haben. So erfahren wir, dass er und seine Freundin eigentlich in Berlin leben, aber planen nach Innsbruck zu ziehen.

Wir verbringen einen tollen Tag zusammen, bevor wir gegen Abend zurück zu Thomas gehen. Natürlich nicht ohne vorher Essen eingekauft zu haben, um ein gemeinsames Abendessen zubereiten zu können. So vergeht der Abend wie immer viel zu schnell mit super leckerem Essen und tollen Gesprächen. Thomas ist sehr interessiert an unserer Lebensweise und wir freuen uns, von seinen zahlreichen Couchsurfing- und Reiseerfahrungen zu hören.

Den nächsten Morgen starten wir mit einem gemeinsamen Frühstück und beschließen im Anschluss zum botanischen Garten zu laufen. Gegen Mittag verlässt uns Thomas, denn er wird am Nachmittag an dem Innsbrucker Frühlingslauf teilnehmen, für den er sich noch anmelden muss. Wir verabschieden ihn und nehmen uns vor, ihn später an der Strecke ordentlich anzufeuern.

Gesagt getan! Nachdem wir noch ein wenig durch Innsbruck spaziert sind, stehen wir pünktlich zum Startschuss am Start und feuern die Läufer an, die sich bei den bescheidenen Wetterverhältnissen (seit 2 Tagen regnet es durchgehend, ist kalt und windig) trotzdem auf den Weg machen. Uns ist es allerdings mittlerweile zu kalt und wir treten den Rückweg zu Thomas Wohnung an. Wir verbringen einen weiteren tollen Abend mit leckerem Essen bei Thomas.

Am nächsten Tag heißt es dann tatsächlich ab ins Zillertal und Kims Familie treffen. Wir können noch gar nicht glauben, dass es nun endlich soweit ist und der lang geplante Skiurlaub tatsächlich stattfindet. Voller Vorfreude machen wir uns auf den Weg. Ob wir es rechtezeitig ins Zillertal geschafft haben, könnt ihr hier lesen.

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